In
stiller Nacht geht ganz allein Er
tritt in einen hellen, weiten Raum Und
wie er so steht und seinen Traum genießt "Die Schlüsselblume" von der Witthüser & Westrupp-LP "Bauer Plath"
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EIN BLICK ZURÜCK Jahre haben wir W&W´s zusammen unser Ding durchgezogen: wir haben zusammen studiert, gesoffen, gestaunt, musiziert, komponiert, meditiert, geraucht, geschluckt, gelacht, gestritten, gelitten und unendlich viel Spaß gehabt und bereitet. Wir sind gefahren, abgefahren, geflippt und geflippt worden, haben erfunden und gefunden, haben uns treiben lassen, sind gegen den Strom geschwommen, haben uns nie verloren und viele Freunde gewonnen - wir haben gelebt und erlebt: wir haben „Musik“ gemacht. Wir durften mit internationalen und nationalen Künstlern die Bühnen teilen - das vermittelte uns ein gutes Gefühl, war Bestätigung unseres "Schaffens" und zeugte von einer gewissen Wertschätzung unserer Musik und deren Texte in einem Business, dass kompromisslos und knallhart sein kann, weil es dort letztendlich um die dicke Kohle geht - wovon wir aber nicht viel mitbekommen haben (?!). Wir haben dafür Einblicke in eine andere verborgene Wirklichkeit genommen auf unseren "Reisen", wir blickten unter die Oberfläche, hörten in uns hinein, durchlebten Himmel und Hölle, beschäftigten uns mit vielen seltsamen Dingen und geheimnisvollen Berichten, durchlebten inspirierende Begegnungen mit uns selbst und verarbeiteten bewusstseinserweiternde Erlebnisse in Gesprächen mit anderen „Reisenden“, die von ähnlichen tiefgreifenden Erfahrungen berichteten. Vieles davon haben wir in unsere Texte gepackt: für die Wissenden Bestätigung, für den Rest einfach schöne Lieder. Im Nachhinein wird mir überdeutlich klar, dass wir einige unserer Texte und solche Musik nicht in einer lauten und rastlosen Großstadt hätten schreiben und spielen können - vor allem die letzte "Märchen und Geschichten"-Produktion. Wenn ich auf der „Lorelei" saß, dann war ich real in der Welt, die wir in unseren Liedern besangen: zauberhaft, märchenhaft, abseits aller Hektik, über aller Oberflächlichkeit und Belanglosigkeit. Durch die Konzentration auf "unser Ding" war diese Performance, diese Symbiose von fast religiösen Texten und märchenhafter Musik überhaupt möglich geworden: Mönche der Musik.<
BLICK ZURÜCK WAS BLEIBT DANACH OUTRO
RUK & DAS STERNENMÄDCHEN
afür,
dass RUK uns für sein Ohr-Projekt auserwählt hat, gebührt ihm eigentlich ein eigenes
Kapitel – schließlich hat
er viel für unseren musikalischen Werdegang getan. Er unterstützt uns
- wohl auch nicht ganz uneigennützig - bei
(fast) allen unseren ersten Gehversuchen auf größeren Bühnen mit Rat
und Tat, gibt uns Tips und verschafft uns dank seiner
Kontakte richtig gute Gigs. Er lenkt uns unbemerkt – auch in
Richtungen, die wir so wohl alleine nicht eingeschlagen hätten.
Er spricht mit uns Themen durch, bei denen er Potential für uns und
unsere Musik sieht, er
spielt uns
entsprechende Bücher und Texte zu und bringt uns mit Menschen zusammen,
die schon dort sind, wo er uns hin haben will. Er bestärkt uns
bei vielen unseren Vorhaben, vor allem, wenn sie ihm auch nutzen – z.B.
bei unserer Idee, aufs Land zu ziehen. Er schaltet Anzeigen, fährt mit
zu den Besichtigungen der Objekte, er organisiert unseren Umzug aufs
Land. Der Effekt für ihn: da sind wir abgeschirmt, werden nicht abgelenkt
- er hat uns besser unter Kontrolle. Mit seiner ruhigen Art wirkt er
teilweise einlullend – und weiß ganz genau, wo er sein Gegenüber
hin haben will. Immer an seiner Seite seine Muse Gille Lettmann,
anfangs noch im Hintergrund, im Laufe der Zeit immer mehr Einfluss
nehmend auf ihn und das Umfeld. Als Textildesignerin bringt sie uns
sogar fast dazu, von ihr entworfene und genähte Pailletten-Jacken auf der Bühne
zu tragen: als ich Bernd ansehe, überschlage ich mich fast vor Lachen – wir
ziehen uns vor dem Auftritt schnell wieder um... Er hatte Visionen - aber kaum jemand konnte oder wollte ihm am Ende noch folgen. Er wurde zum "kosmischen Kurier", lebte bald nur noch im Aufnahme-Studio und produzierte "kosmische Musik" oder war in der Schweiz und traf sich dort mit Leary und anderen Esoterikern. Unser Kontakt zu ihm brach nach der Abmischung der LIVE-Do-LP mehr und mehr ab, auch weil wir diesen seinen "Kaiserweg" nicht mitgehen wollten und konnten. Wir beendeten unsere „Reise in eine andere Wirklichkeit“ und traten den Rückweg an: Bernhard ging zunächst nach Berlin, reiste dann um die Welt und blieb schließlich in Italien hängen - und mich zog es zurück in die Heimat nach Essen. Von
seiner Vermieterin, die mich 2007 kontaktierte, erfuhr ich, dass Kaiser
verarmt, (fast) vergessen und unter Verfolgungswahn leidend
als
"Mr. Null" zusammen mit seiner "Muse" Gille Lettmann, dem "Sternenmädchen", in
seiner ureigenen kosmischen Welt irgendwo in einer Mietwohnung
in der Nähe einer großen deutschen Brauerei am Möhnesee lebte. Aber auch da
musste er weichen (weltliche Vermieter wollen nun mal echte € sehen), und
hauste eine Zeit lang in einer Klosterzelle (war da nicht mal was mit einem
Mönch?...) ...Und: er lebt (Stand
11.2019) immer noch - auch wenn das viele nicht glauben wollen. Da ward er gesehen als seniler "Herr Cristallis" in
Begleitung einer
verrückten alten Dame. Dass RUK und seine Muse ausgeflippt sind - naja, da
sind sie nicht die Ersten und Einzigen aus dieser teilweise irren und wahnsinnigen Musik-Szene. iese rockige "Kraut"-Zeit wird seit Beginn der 2000 Jahre endlich detailliert aufgearbeitet - im Ausland ist das schon viel früher geschehen. Die beteiligten Musiker und Gruppen jener Zeit finden nun auch in Germanien die Beachtung, welche sie verdienen: in Büchern (Liederbuch Ruhr, Menschen und Projekte in Essen, Zappa Zoff und Zwischentöne, Aufgewachsen in Essen, Folk und Liedermacher an Rhein und Ruhr, Rocklexikon Deutschland, der Klang der Revolte, Alles so schön bunt hier, Krautrock...), in Sondereditionen (z.B. beim German Rock e.V.) in div. Radiosendungen und im deutschen Fernsehen (Kraut & Rüben, Roboter essen kein Sauerkraut, Kopfüber in die 60er, Schwarzes Gold - Musik im Ruhrgebiet...), auf diversen Samplern - und auch im Rocknpopmuseum in Gronau sind die deutschen Gruppen der 70er zu finden.. Dabei wurde die Rolle von RUK zunächst oftmals unterschlagen oder falsch ausgelegt. Erst in letzter Zeit - vor allem seit seinem 75 Geburtstag im Jahre 2018 - erscheinen mehr und mehr gut recherchierte und sachgerechte Bewertungen seiner Tätigkeiten - ob als Publizist oder als Produzent - in Presse, Büchern und TV-Berichten : vielleicht auch irgendwann mal eine ehrliche Würdigung des "Menschen Kaiser"?. |
Ein Novum: 1981 habe ich einen der ersten Songs von W&W überarbeitet und ihn mit meiner Skiffle- & Jugband Walter h.c. Meier Pumpe auf ihrer M.I.S.T.- Produktion (Meiers International Show Time) unter dem Pseudonym "MANNY B." als "Die Legende vom Taubertal" eingespielt. Es ist nur einmal vorgekommen, dass ich einen alten W&W-Titel umgearbeitet habe, aber er schrie geradezu danach. Erzählt wird darin die dramatische, tragische und (un)moralistische Geschichte von der "Erfindung des Dietrichs" (Originaltitel). Der gar wunderbare Text stammt von Baltus Brösel, und in dieser Version lassen wir es so richtig krachen:
Das Original von der W&W-Live *68-*73 Produktion kommt da eher ruhig rüber:
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Mitte der 1980er schenkt mir meine Gattin († 2022) eine "Reise in die Vergangenheit" nach Dill und wir verbringen ein wunderschönes Wochenende bei Familie Plath |
1989 gibt es noch mal ein unverhofftes Wiedersehen mit Werner "Bauer" Plath, der anlässlich meiner 1. Bilderausstellung in Essen - als Ehrengast von Doc Remy eingeladen - überraschend auftaucht und mit seiner Zigarre und seinem Schwiegersohn das i-Tüpfelchen bei diesem Event darstellt. |
Im Februar 2003 - als Geburtstagsgeschenk
zu meinem 57. - schenkt mir mein Freund
„Mr. Ruhrgebiet" Frank Baier, der am selben Tag wie ich Geburtstag
hat,
ein Wiedersehen mit Bernd. In Duisburg auf Franks großer 60-Jahre-Geburtstagsfeier
treffen Bernd
und ich uns
zu unser beider Überraschung nach ca. 15 Jahren wieder: ich hab ihn fast nicht wieder erkannt,
so gut sieht er aus. Und - wer hätte das je für möglich gehalten -
musizieren wir nach über 30 Jahren wieder zusammen: zwar keine W&W-Titel, aber einige alte
Skiffle-Songs geben wir mit Ukulelen und Mandoline zum Besten. Wir haben viel
Spaß, das Publikum erst recht, schwelgen in Erinnerungen und stellen übereinstimmend fest: HURRA, wir leben
noch. |
2004 tauchen (wie im TEHOMA-Kapitel ausführlich beschrieben) alte Filmaufnahmen aus der Versenkung auf, zudem bekomme ich weiteres Filmmaterial mit W&W-Aufnahmen auf Video-Kassetten zugeschickt - die Idee zu einer DVD reift in mir und ich mache mich daher zum Filmproduzenten (na ja?!). Ich rüste meinen Rechner auf - und Ende des Jahres dreht sich diese silberne Ding im DVD-Player... |
Im März 2010 anlässlich einer Dichterlesung in der Stadtbibliothek Essen im Gildehof-Center geschieht Ungewöhnliches: ich spiele zum ersten und einzigen Mal ohne Bernd öffentlich Titel aus dem W&W-Repertoire. Auf ausdrücklichen Wunsch des Autors Walter Wandtke und begleitet von dem Essener Gitarristen Heribert Horstig intoniere ich die Lieder Lass uns auf die Reise gehn und Wenn ich ein wenig fröhlicher wär sowie den unveröffentlichten Titel Billy von nebenan. Das klang zwar nicht schlecht, aber es war nicht das, was es mal war - und das war auch gut so und wird nie wieder vorkommen!. |
Am
07. August 2017 erreicht mich dann die niederschmetternde Nachricht, das Bernd am
04.08.17 in Italien im Alter von 73 Jahren gestorben ist - und diesmal
ist es kein Gerücht. SCHEISSE.
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Im Jahr des Herrn 2018 erscheint bei Sireena Records Hamburg ein digital remasterter Live-Mitschnitt von der Generalprobe unserer Jesus-Oper aus dem Jahre 1971, heimlich still und leise ohne unser Wissen aufgenommen im Jugendzentrum Essen. Ich habe irgendwann von irgendwoher eine Cassette mit einigen Titeln dieser Piratenaktion bekommen, habe sie digitalisiert, ins Archiv gelegt - und dort lagen diese Aufnahmen jahrelang unbeachtet rum. 2017 finde ich sie bei Aufräumarbeiten wieder und schicke eine CD an Bernd. Wir denken über eine Veröffentlichung nach und nehmen Kontakt zu Tom Redecker von Sireena Records auf, der großes Interesse zeigt und das ganze Projekt dann auch in trockene Tücher packt und veröffentlicht. Leider erlebt Bernd all das nicht mehr mit. |
2020 jährt sich das legendäre LOVE & PEACE-Festival auf der Ostseeinsel Fehmarn zum 50. Mal, und da ich tatsächlich noch unter den Lebenden weile, kann ich zumindest eine persönliche Grußbotschaft an die Veranstalter des 50-Jahre-Jimi-Hendrix Gedenkevents übermitteln - persönliches Erscheinen ist mir als besonders gefährdeter Person in der Coronapandemie zu risikoreich - dabei hätte ich gern mit ein paar Zeitgenossen von früher gequatscht und einen Zug genommen. |
2024 - nach langanhaltenden Geburtswehen - ist es nun erschienen: Texte von Bernd in einem Buch mit dem Titel "HAT HENDRIX GESPIELT ?". In diesen Aufzeichnungen erzählt Bernd von seinen Touren, Erlebnissen, Auftritten und Abenteuern auf seine bekannt skurrile Weise: ko(s)mische Krautfolk-Musikgeschichte... |
uf
meiner 50-Jahre-Musiker-Jubiläums-Tour, die ich nun schon seit über
25 Jahren durchziehe,
habe ich sehr viele nette Menschen getroffen und kennen gelernt, die mit
den Original-W&W-LPs, mit Original-W&W-CDs und sogar der W&W-DVD zu den Konzerten
kommen, um diese signieren zu lassen: vergessen sind W&W nicht.
Autogrammwünsche flattern immer wieder rein, andere fragen oder suchen
nach vergriffenen W&W-Collections und anderen
"Raritäten". Echte "Hardcorde-Fans" berichten von
ihren kompletten Sammlungen sämtlicher veröffentlichter Tonträger
(LPs und CDs, Singles, Sampler, DVDs) von Bernd und von mir, ob als
W&W, in anderen Besetzungen oder auch alleine (Otto & Bärnelli,
Witthüser, Walter h.c. Meier Pumpe, BaierWestrupp, Dabbelju Jugband):
sagenhaft -
mehr als ich selber besitze. Ihr erzählt von Folk Festivals (Ingeheim,
Herzberg), wo abends am Feuer, wenn der Joint kreist, der Rat der Motten
und andere W&W-Songs erklingen.
Und wenn
em@ils herein schneien (einige sind hier zusammengetragen )
mit euren Geschichten, Erlebnissen, Begegnungen, Erfahrungen, mit Fragen nach Noten und Songtexten - und das
von teils jungen
Menschen - dann merke ich: es besteht auch heute noch Interesse
an unserer scheinbar zeitlosen Musik und diesen alten Geschichten. |
Ich habe auf diesen Seiten über meine Sturm- und Drangzeit natürlich auch die Ära mit Bernd eingearbeitet - aus meiner subjektiven Sicht . In Italien ist es Serena Gallela, die an einem Filmprojekt über "Barnelli" arbeitet, das neben diesem relativ kurzen W&W- Abschnitt seines musikalischen Schaffens in erster Linie die über 40 Jahre währende Italien-Karriere von Bernd zum Thema haben soll (einen Trailer zu diesem Projekt findest Du unter dem Bild - klick it). |
BLICK ZURÜCK
RUK & DAS
STERNENMÄDCHEN
WAS BLEIBT |
Über
kurze Jahre sind seither vergangen In diesem Sinne: bleibt gesund. Glück Auf Walter Westrupp |
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68er nach Noten - Kapitel 13:
Nachwort
©
2012 by Walter Westrupp, letztmalig
aktualisiert
März Oktember 2024