Witthüser & Westrupp : Trips & Träume - Kapitel aus "68er nach Noten" |
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Die 2. Produktion von Witthüser & Westrupp |
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Auf
der Suche nach einem neuen Weg klopfen wir an die Himmelstüre Wir
streichen aus alle, die wir kennen - uns eingeschlossen - Die
7 Erzengel bringen uns unsere ewigen Joints
Witthüser & Westrupp - "Orienta" von der LP "Trips & Träume"
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STUDIO DIERKS NIMM EINEN JOINT PPRESSE POLL PROMOTION DIE ENTWICKLUNG UNSERER MUSIK
anuar 71 beginnen wir mit den
Proben zu unserem 2. Programm „Trips & Träume“. Nicht von ungefähr
ist dieser Titel gewählt, denn wir suchen und versuchen zu jener Zeit, unseren Horizont zu erweitern.
Inspiriert durch eine zeitweilige Mitbewohnerin, die manchmal stundenlang im Lotossitz
irgendwo auf ihrer Yogamatte im Weg rumsitzt und versucht, durch Meditation,
OM-Gesänge und körperliche Verrenkungen ihre Erleuchtung zu finden,
wollen wir diese Methode auch für uns nutzen. Wir sehen diesen
Weg einer spirituellen Weiterbildung als vielversprechend an, besorgen uns
Einführungsliteratur und lernen fortan so einiges über Mantra, Karma, Reinkarnation, Atemtechniken, Körperübungen und die
dahinterliegende Philosophie.
Als 3. Mann
holen wir Bernd „Curny“ Roland (Ex-No-Bassist, Weg- und Kampfgefährte
aus jungen Tagen) als Bassisten mit ins Boot und mit ihm kommt erstmals
Elektronik in die
Gruppe. Damit wir neben ihm bestehen können, setzen
auch wir - neben unseren nach wie vor genutzten Akustik-Instrumenten -
Verstärker und Elektro-Gitarren ein. Die Musik wird dadurch sphärisch-schwebend
(passend zum Zustand), die Texte abgehoben und doppelsinnig, eben auch
passend zum Titel und Programm oder auch umgekehrt. Wir üben nach wie vor
im JZ Essen, wo wir merken, dass uns noch 1 bis 2 gute Titel fehlen. Musiken
haben wir ja nun genug, allein die Texte fehlen. Da fällt mir - ganz zufällig - das "Reimbuch" von
Willy Steputat in die Hand (das unverzichtbares Werk für jeden Texter),
und unter der Endung "AN" werde ich fündig. Ruck zuck entsteht der Text
zu Trippo Nova - so einfach kann das Liederschreiben sein:
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WIE
DIE MUSIK ENTSTEHT
NIMM EINEN JOINT |
STUDIO DIERKS anach werden noch Schwachstellen in unserem Programm ausgemerzt und beseitigt – und dann geht es zunächst wieder auf Tour. Diesmal ist der Süden Deutschlands unser Ziel (bisher eher W&W-Diaspora) und nach einigen erfolgreichen Konzerten in München, Mainz, Frankfurt, Koblenz etc. landen wir am Ende des Monats März in Stommeln bei Köln. Unser Ziel dort ist das Studio Dierks, wo die Aufnahmen für unsere 2. Produktion in Angriff genommen werden sollen. Dass dieses Studio einst eines der angesagtesten und größten in Europa werden würde, in dem Tina Turner und andere weltbekannte Acts antreten und Dieter Dierks einer der erfolgreichsten Produzenten sein wird, war damals so noch nicht abzusehen. Während der folgenden Jahre, in denen wir dort zwei weitere Produktionen aufnehmen, können wir verfolgen, wie das Studio immer weiter wächst, wie spezielle Aufnahmeräume (gekachelt, abgedämpft, speziell ein- und ausgerüstet) entstehen, Räume für die Technik und Büros (an)gebaut werden, ein Haus für die Musiker eingerichtet wird, wo sie während der Produktionen wohnen können: das alles ist wahrlich gigantisch. Und bei unserer Live-Produktion, die 1973 bei Konzerten in Freiburg und Koblenz aufgenommen werden, kommt ein mobiles Studio zum Einsatz. Doch zurück ins Jahr 1971: wir wohnen in einer kleinen Pension ca. 2 km entfernt vom Studio in Pulheim. Das Studio liegt - wie schon gesagt - in Stommeln an der Hauptstraße dieses kleinen Ortes, versteckt hinter Mutter Dierks` Lebensmittelladen und ist gerade im Aufbau. Dieter hatte im Lager des elterlichen Geschäftes angefangen, Karnevalslieder für seinen Vater mittels 2 REVOX-Maschinen zu produzieren, hat dann für dieses Hobby ein ausgedientes Mischpult vom WDR angeschafft und im Garten hinter dem Haus seiner Eltern begonnen, ein Studio zu bauen - damit stieg er endgültig voll ein ins Producer-Geschäft. Seine damals erfolgreichste Arbeit lief mit den Scorpions, die unter seiner Regie ihren Aufstieg schafften. |
Bei und mit Dieter wird unsere musikalische Arbeit neu eingenordet und justiert: ein lockeres familiäres Arbeitsklima, ein technisch hochwertiges Umfeld, verbunden mit einer anderen Vorgehensweise bei den Aufnahmen als seinerzeit bei der ersten LP in Hamburg. Für uns ist das ein Quantensprung, sozusagen ein Umstieg von einem Lloyd in einen Porsche, Das Aufnahmestudio ist ausgestattet mit einem riesigen Mischpult und ein erster Aufnahmeraum ist auch schon fertig - der Rest liegt noch im Dunkel und besteht zunächst nur auf dem Papier. Technisch ist das Studio auf dem neuesten Stand - es gibt noch keine Computer, es wird analog auf Band gespeichert, in einer Werkstatt löten 2 Techniker kräftig an Schalttafeln, die ein quadrofonisches Aufnehmen ermöglichen sollen. Was Dieter aus den vorhandenen Möglichkeiten herausholt, ist sensationell - seine experimentierfreudige Studioarbeit ermöglicht Klänge, die zu dieser Zeit in Deutschland eigentlich nur noch im Studio von Conny Planck geschaffen werden: ansonsten heißt es in deutschen Studios: eine Gitarre ist eine Gitarre - und so hat sie auch zu klingen. Nicht so hier: Dieters Mitarbeit und sein Einfallsreichtum bei den Aufnahmen ist phantastisch, seine ruhige, ausgeglichene Art bringt bei Spannungen, die bei der Studioarbeit immer wieder auftreten, schnell wieder alle auf den Teppich. Kaiser und er verstehen sich gut, Geld spielt bei der Arbeit dort (für uns sowieso) scheinbar keine Rolle - wir stehen in keinster Weise unter Zeitdruck. Wir werden rundherum versorgt - dafür sorgt Mutter Dierks mit Schnittchen und "Kaisers Kaffee". |
Eine Zeichnung von Walter aus der Zeit, als • die Haare noch dunkel • die Augen noch glänzend • die selbst gedrehte "schwarze Krause" noch schmeckte • die Mädchen noch Backfische hießen und so jung • die Brötchen noch 6 Pfg. kosteten die Welt noch in Ordnung war. |
nsere
Titel tauchen in den Hitparaden auf: zunächst in den St. Pauli-
Nachrichten (!), wo neben Sex-Reportern
und nackten Mädels auch ein Musik-Journalist sein
Unwesen trieb, der uns in sein Herz geschlossen hat: er puscht uns wie
keinen Anderen:
„Schöne anspruchsvolle Musik.... "Nimm einen Joint" und "Lass uns auf die Reise geh´n" sind echte Hits, und Ohr sollte deutlich mehr für W & W tun!“. Wir nehmen hier im Laufe der nächsten 2 Jahre fortwährende Spitzenpositionen ein und belegen mit "Nimm einen Joint" über 20 Wochen Platz 1. „Lass uns auf die Reise geh´n“ kommt in der SWF 3-Hitparade, wo wir in Frank Laufenberg einen weiteren "Fan" sitzen haben, auf einen Vorderplatz. Mit Frank, der auch später noch uns und unsere Musik mit dem Jesuspilz fördert, und mit Manfred Sexauer, der uns des Öfteren in seine Nachtsendungen einlädt, haben wir zwei Verbündete im Süden sitzen, die uns auf unserem musikalischen Werdegang wohlwollend begleiten. |
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ie
Konzerttermine nehmen mit unserem steigenden Bekannheitsgrad
gleichermaßen zu. Und
dazu immer häufiger Presse-Termine
mit Zeitschriften, Zeitungen und Fachjournalen, Platten-Promotion-Radio-Touren durch die deutschen Sender,
Besprechungstermine mit Produzent und Plattenfirma. Bei einem Süddeutschen
Sender spielen wir Nimm einen Joint mein Freund und rauchen dabei einen
überirdisch riesigen Joint, pusten den Rauch durch die dicke Zing - es ist
für uns ein
riesen Happening, und sowas wäre heute gar nicht mehr möglich. In Anzeigen für
unsere T&T- Produktion
sieht man uns mit großen Joints oder Wasserpfeife rauchend in den
Fachzeitschriften abgebildet: Rolf-Ulrich
Kaiser dreht so richtig am großen Rad. Zum Einen kennt er aufgrund
seiner journalistischen Tätigkeiten Gott und die
Welt bei Zeitungen, beim Radio und Fernsehen - die kennen ihn auch, und
wer ihn nicht kennt, der lernt ihn jetzt richtig kennen: er
weiß, wie in Redaktionen gearbeitet wird, und entsprechend lanciert er seine
Werbung. Zum Anderen ist er ein zähes Arbeitstier: fliegt er irgendwo
vorne raus, kommt er hinten wieder rein. Er ist nur noch für
seine (und damit auch für unsere) Sache unterwegs - und erwartet
natürlich den
gleichen Einsatz von uns... Er bombardiert alles und jeden mit Werbung: "Hauptsache, es wird über Euch berichtet." Dieser Hans Dampf kennt keine Pausen - und uns gönnt er auch keine mehr: "Ihr seid jetzt im Geschäft - also muss dringend eine neue Platte her." OH NEE... |
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Zu
Karlchen: er war uns zugelaufen, er fand es bei uns ganz toll und lebte
als vollwertiges Mitglied in unserer Kommune, ging mit ins Podium und
auf unsere Konzerttouren. Er verursachte fast einen Totalcrash, als er
auf einer Autobahnfahrt anfing, sich mit meinem Hosenbein zu streiten
und ich beim Schlichtungsversuch den Lenker verriss und in die
Leitplanke krachte - knapp an einem Brückenpfosten vorbei. Er schlief
mit im Auto, er lag bei den Konzerten in Bernhards Gitarrenkoffer auf der Bühne und bewachte unser Equipment. Wann und wie er zu uns kam, weiß ich nicht mehr, bei einem Konzert im Bunker Ulmenwall in Bielefeld am 03.04.1970 verließ er uns - diesen kleinen schwarzen Kerl werde ich nie vergessen...
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WIE
DIE MUSIK ENTSTEHT
STUDIO DIERKS
NIMM
EINEN JOINT |
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68er nach Noten -
Kapitel 7: Trips
©
2002 by Walter Westrupp - letzte Aktualisierung
im Oktember 2021