68er nach Noten - Teebeutelhochhebmaschine - Konzert für elektr. Kaffeemühle - Witthüser Westrupp

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Die Geschichte der Teebeutelhochhebmaschine

Das Konzert für elektrische Kaffemühle, Orchester & Rockband

Solange sich das Nilpferd im Nile badet
solange eine Flasche Wein zu zweit allein
zu haben ist - uns auch nicht schadet
solange sich im Bett noch was erregt:
Freut Euch wenn das Karakulschaf blökt

Solange der Himmel seine Federn nicht verliert
solange die Sonnen noch nicht zittert und nicht friert
solange unsere Schimmel noch nicht schwarz, die Rappen weiß
die Gletscher in den Alpen, nicht im Harz oder wo es heiß
solange man sich beim gehen noch nicht niederlegt:
Freut Euch wenn das Karakulschaf blökt

Solange die Kinder noch nicht ausgebrütet werden
die Leiber noch nicht schwer, nein leicht auf dieser Erden
solange unsere Schächte tief und nicht nach oben steigen
und lachen, vögeln, nichts verjubeln, nichts vergeigen
solang die Schnecke langsam sich bewegt:
Freut Euch wenn das Karakulschaf blökt

Kommt erst der Wal landeinwärts gezogen
aufrecht auf einem Bein nach hinten gebogen
dann hat die Chose keinen Zweck gehabt
dann haben wir viel Mist und anderen Dreck gehabt
dann ist es nichts gewesen mit dem zweibeinigen Wesen:
Drum freut Euch wenn das Karakulschaf blökt

Text: Thomas Rother / Musik: Bernd Witthüser
Freut Euch wenn das Karakulschaf blökt
  von der W&W "Live*68-*73" Do-LP

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TEHOMA DVD KAFFEEMÜHLE

 

DIE ERLEUCHTUNG

s ist so ein Tag anno 1969. Plötzlich und unverhofft kommt mit Donnerklang ein verdammt klarer Geist über uns (kein Alkohol!). Wir hocken gerade in Bernhard Witthüsers Kammer, in der 3. Etage der Viehofer Str. 25 (er hat sich mittlerweile verbessert und ein Zimmer ohne Schräge) – ziemlich versteckt direkt hinter dem Orgelstudio von Musik Gräf. Während im Studio selbst mal wieder georgelt – also Orgelunterricht gegeben - wird, wollen wir bei einem Tässchen Tee die LPs durchhören, die wir uns mal wieder im Musikgeschäft unten im Haus ausgeliehen haben, immer wieder auf der Suche nach interessanten und hörenswerten Neuerscheinungen. Das fällt aber kurzfristig aufgrund des fürchterlichen Georgels im Vorraum flach.

Wir sitzen stumm vor dem Totenkopf, der in seinem Käfig auf dem Schreibtisch steht, haben unsere dampfenden Tassen mit heißem Wasser vor uns stehen und tauchen unsere Teebeutel darin auf und ab. Wir tun dies genau in der Art und Weise, wie Adolf Rambold, seines Zeichens Erfinder des Teebeutels, es 1929 - also vor 39 Jahren - wohl auch getan hat. 

Und genau in diesem Moment – plötzlich und völlig unerwartet weil ohne jedwede Ankündigung, ohne Anmeldung und selbst vom Totenkopf nicht erkannt - kommt besagter Geist mit Donnerschall und öffnet uns Geist und Augen: es ist, als würden wir uns in einem Spiegel selbst beobachten. Wie wir uns da so sitzen sehen – quasi von außen – da fällt es uns wie Schuppen aus den Haaren. Überdeutlich wird uns klar, dass diese Art der Teezubereitung unzeitgemäß, ja geradezu menschenunwürdig ist im Zeitalter der tschechischen Revolution, der Raumfahrt und der elektronischen (nicht zu überhörenden) Orgeln. Louis Amstrong spielt auf dem Mond Trompete, und wir sitzen hier dumpf herum und heben und senken Teebeutel in heißes Wasser....

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DIE ERFINDUNG

Wir schauen uns an - und unausgesprochen steht mit brennenden Lettern in die flirrende stickige Luft der Kammer gemeißelt: für die Teezubereitung gibt es noch kein technisches Hilfsmittel – erfindet es: JETZT! Diese eindeutige Aufforderung von ganz oben, diese unmissverständliche Message verstehen wir als offenkundigen Auftrag, als eine Art Sendung: gehet unverzüglich hin und werdet kreativ. Jawoll: eine Maschine muss her, das ist uns sofort klar, und zwar eine Teebeutel - Hochheb - Maschine. Also mit dem üblichen Zeichengerät (Bleistift, Lineal, Anspitzer, Radiergummi etc. ab ans Zeichenbrett (?). Innerhalb von nur 1 (in Worten: einer) Nacht entwerfen wir eine Maschine, die Leonardo ihr wisst schon nicht viel besser hätte entwerfen können und die uns dieses lästige entwürdigende Auf- & Ab-Getue auf eine elegante Weise abnehmen und es Teetrinkern in aller Welt ermöglichen soll, menschenwürdig zu leben, sich wohl zu fühlen und Lebensnotwendiges stilvoll zu tun.

 Die ist leider nicht die Original-Zeichnung,  sondern ein Duplikat anlässlich der 1. Austellung 89 mit meinen Bildern
Der Konstruktionsplan der TEHOMA

Mit unserem Konstruktionsplan rasen wir gleich bei Sonnenaufgang mit meinem Mofa ab zur nächsten Schreinerei und lassen uns gemäß den Vorgaben die diversen Einzelteile gleich für zwei Prototypen fertigen, rasen zurück und bauen an der Werkbank (Bernhards Schreibtisch) mittels Kompaktkleber und unter Zuhilfenahme von Präzisionswerkzeugen wie Laubsäge, Nagelfeile und Gummihammer diese genialen Objekte zusammen. 

 

Zitternd vor Vorfreude sitzen wir dann endlich (es ist auch zufällig gerade Nachmittag geworden und damit sowieso „Teatime“) vor unseren fertigen Objekten und sehen fasziniert zu, wie präzise unsere Maschinen arbeiten - wie jede Maschine den Teebeutel mittels einer Kurbel dank revolutionärer Teebeutelhaltevorrichtung (zugegeben noch handgetrieben) nahezu vollautomatisch im heißen Wasser versenkt und bei der nächsten halben Umdrehung tropfend wieder herauszieht: das ist einfach gigantisch. Da wir in weiser Voraussicht trotz Zeit- und Geldmangels zwei Prototypen gebaut haben, können wir unisono zu Werke gehen und unseren Tee auf diese wunderbare Art und Weise jeder für sich und dennoch gemeinsam genießen. Wir vergessen Zeit und Raum – nach 20 Minuten kurbeln ist der Tee ungenießbar und kalt – aber das ist nun kein Problem mehr: heißes Wasser und Teebeutel haben wir zu Genüge. 
Wir haben tatsächlich eine Maschine erfunden und gebaut, mit der das bisherige monotone Auf und Ab der Hand in eine menschenwürdige Drehbewegung aus dem Handgelenk heraus umgekehrt wird - und werden damit wieder zu Herren der Schöpfung. 

Flugs formulieren wir eine Gebrauchsanweisung, die einem Normalsterblichen die Möglichkeit gibt, die Bedienung dieser Wundermaschine kinderleicht zu erlernen.

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GEBRAUCHSANWEISUNG der Teebeutelhochhebmaschine
(siehe dazu auch den Konstruktionsplan der TEHOMA) 

Herzlichen Glückwunsch zum Erwerb einer Teebeutelhochhebmaschine (TEHOMA). Diese Maschine wird weder auf  Tee- oder Kaffeefahrten noch auf Messen vertrieben, sondern ist – da nur in geringer Stückzahl vom Hersteller handgefertigt – auch nur bei diesem direkt zu beziehen. Sie ist ein Nebenprodukt der Weltraumforschung und wurde ausschließlich aus recyclingfähigen Materialien gefertigt. Die Maschine durchlief nach Fertigstellung alle Qualitätskontrollen. Sie wurde nach DIN-ISO 4711 gefertigt und erfüllt die Normen der EU-Richtlinie 007.

Die TEHOMA revolutioniert die Zubereitung von Tee mittels Teebeuteln auf genial einfache Weise: sie reduziert die bisher aufwändige und kräftezehrende vertikale Bewegung des gesamten Armes auf eine angenehm kleine Kreisbewegung der Hand.

Vor Einsatz der TEHOMA erhitzen Sie bitte Wasser in einer Tasse (E) und stellen diese dann genau unter den Galgen (C) in Höhe des Hakens des Hebeseils (D). Den Teebeutel hängen Sie (Beutel nach unten) mit dem Papierfähnchen an diesen Haken. Durch leichtes Drehen (ca. ½ Umdrehung) der Kurbel (A) wird der Teebeutel (B) nun über das elegant über den Galgen (C) geführte Hebeseil (D) in die Tasse (E) abgesenkt. Eine weitere ½ Umdrehung zieht den Teebeutel (B) wieder aus der Tasse (E).

Säubern Sie nach Gebrauch vor allem das Holzbrett (Grundplatte) der Maschine ausschließlich mit milden Reinigungsmitteln. Ansonsten ist die TEHOMA wartungsfrei. Defekte Hebeseile bekommen Sie im einschlägigen Fachhandel oder beim Hersteller direkt (Best.-Nr. HebS001/01). Bei sachgemäßer Handhabung werden Sie viel Freude an dieser Maschine haben, die es ihnen mit einer verdammt langen Laufzeit danken wird.

ir überlegen, ob wir eine Firma gründen, werden uns aber nicht einig, welche Gesellschaftsform wir wählen sollen: direkt an die Börse als TEHOMA AG oder erst mal in Form einer Teebeutelhochhebmaschinen-GbR anfangen. Auch Copyright-Rechte und Patent-Fragen beschäftigen uns nun. Sollen wir den Vertrieb über den einschlägigen Teefachhandel laufen lassen oder direkt über eine Teebeutel-Herstellfirma?

Es gibt viele Probleme, die wir nun haben. Zunächst – quasi in der Test- und Belastungsphase -  gehen wir sehr vorsichtig mit der Maschine an die Öffentlichkeit (sprich: sobald wir Besuch haben, kochen wir Tee, egal was die eigentlich trinken wollen). Und so ergibt sich zwangsläufig aufgrund der Genialität und der technischen Reife unsere Erfindung, dass unsere Maschine eine solche Furore im Bekannten- und Freundeskreis fabriziert, dass wir mit der Produktion kaum noch nachkommen und alle vorgenannten Probleme in den Hintergrund treten oder gänzlich in Vergessenheit geraten – wir sind selbständige Unternehmer in einem boomenden Markt – und dazu mit einer Monopolstellung!  Adolf Rambold wäre sicherlich sehr stolz auf uns, hätte er mitbekommen, was wir mit seiner Erfindung gemacht haben...

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DER TEHOMA - FILM

ach der Einführungsphase (alle Bekannten haben mittlerweile so eine Maschine)  beschäftigt uns (auch im Hinblick auf eine gesicherte Altersversorgung) die existenzielle Frage, wie diese bahnbrechende Erfindung all den Menschen zugänglich werden kann - eben all denen, die uns (bisher zumindest) noch nicht kennen, die nie bei uns zu Besuch waren und auch nie sein werden und somit auch nicht unsere TEHOMA (Kurzform für Teebeutelhochhebmaschine) bei uns vor Ort "live in action" erleben durften.

Wir verzichten kurzerhand auf eine Marktstudie (wie viele Teetrinker gibt es in Essen /Ruhrgebiet/ Deutschland/ Europa/ weltweit/ Kosmos!). Wir beschließen, uns nicht an die einschlägige Industrie zu wenden (die bescheißen einen ja nur) – wir werden selber kreativ aktiv und nehmen das Drehbuch für einen Film in Angriff, der in einzelnen Sequenzen die einfache, aber effektive und flexibel einsetzbare sowie erleichternd  beruhigende Anwendung der TEHOMA in Situationen des täglichen Lebens zeigen soll.

Einen Kamera-Mann haben wir schnell gefunden. Horst "Hulot" Horriar, Jungfilmer,  Filmvorführer und Partner von H.P. Hüster im JZ Essen, der erst nach langen intensiven Diskussionen von der Ernsthaftigkeit und dem existenziellen Sinn eines solchen epochalen Projektes überzeugt werden muss, willigt schließlich ein, ohne Gage dieses Projekt mit in Angriff zu nehmen. Er steht fortan mit Rat und Tat und einer für damalige Verhältnisse recht professionellen Kameraausrüstung zur Verfügung.

Der Film wird genauso gedreht, wie hier beschrieben - künstlerische Freiheiten nehmen wir uns natürlich (auch aus dramaturgischen Gesichtspunkten) heraus. Manches klappt auch nicht direkt so, wie wir es in unserem Drehbuch eigentlich geplant haben – aber die Dreharbeiten sind der helle Wahnsinn: selten haben wir so viel Spaß zusammen und so viel Stress miteinander gehabt.

unächst wird die Erfindung als solche nachgestellt. Sie findet am Originalschauplatz in Bernhards Zimmer hinter Gräfs Orgelstudio in der Viehofer Str. 15 statt und zeigt zunächst W&W bei einer herkömmlichen entwürdigenden Teebereitungszeremonie. Der Gedanke ward geboren, etwas Neues zu entwickeln. Pläne werden gezeichnet, und 2 Maschinen werden gebaut. 
Die eigentliche Geburt erfolgt aus Gründen der Dramaturgie in einer Höhle unterhalb der Ruine der Isenburg, die oberhalb des Baldeneysees in Essen liegt. In Zeitlupe kommen wir (Bernhard in schwarzen Sack gehüllt mit der Maschine in der Hand, ich wie immer im weißen Nachthemd) aus der Höhle und springen gemeinsam lachend und uns erfreuend an unserer Erfindung durch Wald und über Wiesen – die totale Zweisamkeit. Doch dann – das Böse im Menschen wird hier sehr deutlich herausgekehrt - will Bernhard mich bescheißen und unsere gemeinsame Erfindung nur für sich allein (!) nutzen und haut mit den Maschinen ab (der Film wird schneller - Zeitraffer).

Er rast zum Bahnhof Stadtwald, sprintet vorne in der Zug nach Essen (ich hinten), springt am Hbf. Essen raus (ich immer hinterher) und die Hatz geht über die Kettwiger Straße (es ist Sonntagnachmittag bei gutem Wetter und halb Essen kommt grade vom Vormittagsspaziergang am Baldeneysee zurück und bummelt über diese zentrale Einkaufsstraße der Innenstadt), quer durch die Tische vor und dann durch das Cafe Overbeck selbst (diese Szene musste wg. Kameraklemmer 2x wiederholt werden, unbeeindruckt von massiven handgreiflichen Protesten des Personals) bis vor den Altar des Essener Münsters, wo wir uns dann im Angesicht des Herrn wieder vertragen (der kirchliche und gesellschaftspolitische Auftrag einer professionellen Verfilmung wird hiermit auch erfüllt) und uns auf eine halbe/halbe-Verteilung der zu erwartenden Tantiemen bei den Verwertungsrechten einigen. Wir besiegeln dies alles mit einem gemeinsamen Tee-Dreh unter der badenden Jungfrau am Wasserbecken des Kennedy-Platzes: gemeinsam sind wir stark. 
. 

 
Walter mit seinem Bromfiets vor der Badenden

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Nun geht es an das Drehen der SEQUENZEN

 

  

Sequenz "Einsatz im Wilden Westen": 
Reiter in schwarz erscheint auf einem Gaul (ist noch eine positive Beschreibung dieses Kleppers) in einem Hohlweg.
Er reitet auf die Kuppe eines Hügels, schaut sich um, sieht eine Weide, hobbelt(?) dort sein Pferd an, entfacht ein Lagerfeuer, hängt an einem Holzgerüst einen Kessel über das Feuer und heizt Wasser auf. Dann packt er aus seiner Satteltasche eine zerlegbare Camping-Version der TEHOMA aus. (Derweil geht der Gaul stiften). Das Eingießen des Wassers aus dem Riesenkessel in eine kleine Camping-Tasse wird zur Katastrophe: mit der Tasse schöpfen hätte vollkommen ausgereicht, aber der Effekt wäre nicht so überwältigend gewesen. Dann ist auch das Kesselstativ weggebrannt, der Tee wird kalt und für das Einfangen des Gaules brauchen wir 3 Stunden (der Bauer besteht unmissverständlich auf Rückgabe). Der essentielle Satz, der zum Ende dieses kurzen Filmschnipsels gesagt werden sollte, fällt der Jagd zum Opfer und sollte heißen: „Ob im Zug, im Flugzeug, in Bus, Bahn und Auto oder per Esel und Pferd - mit dieser Maschine habe ich immer und überall frisch zubereiteten Tee zur Hand!"

 

  

Sequenz "Mehrpersonen-Einsatz der TEHOMA" (Kommunen-Version): 
6 gestandene Mannsbilder tanzen (teilweise sehr dürftig bekleidet - sprich: sie waren ganz einfach nackt) mit Musikinstrumenten (Posaune, Geige, Psalter, Gitarre etc.) zwischen 2 Rammler-Hasen-Karnickeln um eine 6 Personen-TEHOMA herum, an der vom Oberteebeutelhochhebmaschinenmeister mittels der an dem über den Galgen geführten Teebeutelaufhänghaken angebrachten Querstange 6 Teebeutel synchron in entsprechend viele Tassen getaucht werden, was insofern eine zu große Herausforderung für den Teekocher war, da der Galgen meist quer hing, wahrscheinlich aufgrund der Schwerkraft und unterschiedlicher Konsistenzen von Wasser und Teebeutelinhalt (?).

 

Sequenz Pokertisch: 
tief hängende Kegellampe, 4 Personen (Rocker, dicker Mann im Unterhemd, alter Mann mit Krücken, Zocker in Nadelstreifen), jeder mit einem Haufen Scheine vor sich (Tageseinnahmen aus unsere Szenekneipe, dem Podium). Langfinger und Nadelstreifenträger Helmut - später Wirt der Kultkneipe "Landsknecht" in Essen - gibt die Karten aus. Alle Spieler fangen nun nach allen Regeln der Falschspielkunst an zu pfuschen (Karten im Ärmel, im Strumpf, in der Hosentasche). Ein jeder erhöht seinen Einsatz bis Ultimo, sie schieben ihre Knete in die Mitte, und dann sagt Langfinger Helmut: "Ich will sehen!" Einer nach dem anderen lässt die Hosen runter: Full House, Flash, Royal Flash. Langfinger schaut einmal in die Runde - und lässt dann lässig sein Blatt auf den Tisch gleiten: 5 Kreuz Asse. Schwenk und Spot auf die neben seinem Kreuz-Ass-Stempelkissen im gleißenden Licht stehende TEHOMA. Er dreht mit seinen schmalen Fingern die Kurbel, der Teebeutel hebt und senkt sich und Langfinger spricht langsam und mit tiefer sonorer Stimme die für die Mitspieler unheilvollen Worte: .....
Nee, schreib ich jetzt nicht: guck es Dir an...

 

Einige Sequenzen sind leider verloren gegangen, die folgende Sequenzen werden angedacht, aber leider nie abgedreht, da andere Projekte Vorrang erhalten:

 

Sequenz Pfarrer beim Abendmahl: 
nachdem er das Brot verteilt und auf dem Altar den Tee „gedreht“ hat: "Nehmet hin und trinket, dies ist ein Getränk, dass auch der Herr euch so bereitet hätte, hätte er denn damals schon diese wundersame Maschine zu Verfügung gehabt“. (Das ist ewige Ungnade einer zu frühen Geburt)

 

Sequenz Zwischenmenschkichkeit:
Mann (Walter) mit seiner Frau (Bernhard) beim Sex in einer kurzen Pause: „Mit dieser Maschine versage ich nie!“.

  

Sequenz Freak beim Teekochen: 
„Mit dem auf dieser Maschine gedrehten Tee schmeckt mir mein Ha.-Kuchen doppelt gut, und die Dreh-Bewegung beim Teekochen erinnert mich immer wieder an die Drehbewegungen bei der Joint-Erstellung.“

  

Sequenz Lehrer im Physik-Unterricht: 
„Hier zeige ich Euch ein geradezu sensationelles Beispiel dafür, wie angewandte Physikkenntnisse an der Schnittstelle Mensch/Technik das Leben von Menschen nachhaltig erleichtern und dazu beitragen, die abendländische Kultur positiv zu beeinflussen im speziellen Hinblick auf die Umwelt, die eigene Psyche und das Wohlbefinden von Generationen!“

Die Teebeutelhochhebmaschine

P.S. Die TEHOMA geht an die Uni: an der Universität der Stadt Bayreuth werden unter Zuhilfenahme der hier beschriebenen Entwicklungsgeschichte interessierte Gymnasiasten auf unsere nette Art und Weise an die Kerntätigkeiten eines Ingenieurs (Entwerfen, Testen, Realisieren) herangeführt..  

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DIE DVD "Als wäre es gestern erst gewesen"

ass diese bewegten Bilder hier überhaupt zu sehen sind, hat eine lange Vorgeschichte: diese Vergangenheit holt mich 2004 ein - daher muss ich an dieser Stelle aus den 68ern mal heraus springen und Sie, liebe LeserInnen, kurz in die Gegenwart entführen. 
Ich habe die ganzen langen Jahrzehnte nach diesen 1968 entstandenen Filmschnipseln geforscht. Die müsste eigentlich Hulot, der Kameramann, haben - aber wo war der? Dann finde ich ihn, aber er nicht die Bänder. Er bestreitet nicht die Existenz - vielleicht im Keller bei seinen Eltern oder vielleicht im JZ?: 35 Jahre sind eine lange Zeit, da kann auch ein ansonsten ordentlicher Mensch etwas verlegen/verlieren/vergessen/verdrängen.

Aber verdammt - ich hatte es irgendwie geahnt: Wunder gibt es immer wieder - auch in Essen: im April 2004 taucht Hulot bei mir auf, und in seiner Jackentasche - na was wohl? - einen USB-Stick mit vielen schon digitalisierten Sequenzen der damaligen Filmaufnahmen: nicht alle, aber die wichtigen mit der Erleuchtung, Erfindung und Erschaffung der TEHOMA, mit der Besiegelung des uns hoffentlich reich werden lassenden Verwertungsvertrages (mit der badenden Jungfrau als Zeugin), mit der Pferde- und der Poker-Szene und der  6-Tassen-auf-einmal-Dreh-Sequenz. Tonlose, zeitgeschichtlich einmalige, laufende Bilder in schlichtem schwarz-weiß: Kintopp in Perfektion. EINFACH GENIAL.

nd auch Szenen des schon erwähnten legendären Elektrokaffeemühlen- Solokonzertes tauchen auf: ich hatte damals den großen Saal des Jugendzentrums Essen zur Verfügung, ich hatte die Deep-Purple-LP "Concerto for Group and Orchestra" samt Plattenspieler und Anlage vor Ort, und ich hatte eine elektrische Kaffeemühle mitgebracht: was lag da näher als so etwas zu verbinden und in Bilder zu fassen und aufzunehmen - ich hatte ja Hulot an meiner Seite...


Jetzt lagen alle noch existierenden alten wunderbaren bewegenden Filmfragmente in meinen zitternden Händen - sie waren tatsächlich digitalisiert und mussten nur noch geschnitten, zusammengesetzt, nachvertont und kommentiert werden. Das furchtbare Erwachen erfolgte relativ schnell, ähnlich wie zu Beginn dieser Schreiberei: Wie mach ich das? Womit mache ich das? Wie gehe ich vor? Und über all dem schwebte die Frage: Was habe ich mir jetzt wieder aufgehalst?

ch fasse mich kurz: von April bis Dezember 2004 (da befand ich mich zum Glück schon im so genannten "Vorruhestand" und meine Gattin hatte mich quasi freigestellt) saß ich nur noch am neuen hochgerüsteten Rechner und arbeitete mich in Video- und Audiosoftwaren ein, scannte und kommentierte und schnitt und renderte, was die Kiste hergab. Und dann kam eins zum anderen: ich fand blöderweise noch mehr Videobänder mit alten W&W- Fernsehaufzeichnungen, digitalisierte auch diese mal eben (!) und baute die kurzerhand mit ein und erstellte einen 1. Rohling.
Als Bärnelli diesen 1. Entwurf durchgearbeitet und -gewunken hatte, kam er auf die glorreiche Idee, "man" (wer das denn wohl ist?) könnte doch noch die Jahre 1973-2003 mit aktuellen Bildern von ihm und mir einarbeiten - als hätte ich sonst nix zu tun. Aber was führt ein hilfsbereiter Mensch wie ich nicht alles für einen alten Kumpel aus: auch das habe ich geschafft - Mitte 2005 liegt dieses 1,5-Stunden-Werk tatsächlich im DVD-Recorder und zeigt den Werdegang von uns beiden Musikern anhand laufender Bilder und musikuntermalt von 1966-2003. Diese DVD mit dem Titel "als wäre es gestern erst gewesen" über Witthüser und Westrupp ist ein musikhistorisches Kleinod und sie hilft zudem, dieses Buch und die darin beschriebene Zeit "in echt" zu sehen und (dann vielleicht besser) zu verstehen - mit W&W-Musik und Nonsens (Comedy gab es ja damals noch nicht) und wirklich einmaligen Bildern!  

So sah der 1. Entwurf eine Deckblattes für die W&W-DVD aus.
die aktuelle Hülle von2013 sowie das Inlet kann man sich hier anschauen: 

Damit sei es aber auch genug der Werbung. Nur eins muss ich unbedingt los werden: Horst Horriar an dieser Stelle (jetzt leider posthum) ein dickes Dankeschön für seine damalige Mitarbeit und die erfolgreiche Suche nach den Original-Film-Bändern und das Digitalisieren derselben: es hat sich wirklich gelohnt. DANKE 

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68er nach Noten - Kapitel 6: TEHOMA
©
2004 by Walter Westrupp - letzte Aktualisierung Februar 2019