PRIVATE SITUATION
UNSERE WELT 68 |
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WERDEGANG BIS DATO - PERSÖNLICHE VORGESCHICHTE in paar erklärende Worte
möchte ich an dieser Stelle vorausschicken, um die
puritanisch-moralischen Anforderungen an
einen männlichen Jugendlichen Jahrgang 46 (ich fungiere hier mal als Beispiel) zu
verdeutlichen, der im Nachkriegsdeutschland plötzlich und unerwartet in den
wilden 68ern landet.
Im Nachhinein glaube ich, dass meine Mutter öfter in "meiner" Schule war als ich selbst! Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass mir letztendlich eine zumindest "mittlere Reife" zugestanden wurde. |
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a ich meine minderjährigen Gebeine noch unter der Eltern Tisch setzte, geboten sie mir nun, eine Lehre zu absolvieren. Ja gut: ich war ein künstlerisch begabter junger Mensch und strebte daher eine Tätigkeit im grafischen Gewerbe an. Ich bewarb mich u.a. bei einer großen Druckerei in Essen-Rü., die neben vielen anderen Zeitschriften auch die Micky Maus-Hefte für den deutschsprachigen Raum druckte und mir daher prädestiniert schien für eine gute Ausbildung. Aufnahmeprüfung locker geschafft - alles in trockenen Tüchern, dachte ich - bis einem pingeligen Amtsarzt auffiel, dass ich an Deuteranopie leide (also rot-grün schwach bis farbenblind bin): nicht grade die allerbesten Voraussetzungen für einen Grafiker. Die Zeit drängte und ich beschloss kurzfristig, irgendwas an der frischen Luft zu suchen - nur keinen Bürojob. Ich stieg ein ins Bauwesen (Fernziel Architekt) und habe eine Lehre beim Weltkonzern HOCHTIEF angefangen und irgendwie auch beendet (als Eisenwichser [sprich Betonbauer] inkl. Gesellenprüfung und -brief). | |||||
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Als
Beweis links ein Bild des Original - wunderbar..
Dieser Brief sieht aus wie ein Führerschein, war bzw. ist zu nix nutze - zumindest nicht für mich. Er taugte allemal als Beweismittel: ich konnte damit eine abgeschlossene Berufsausbildung nachweisen - und hatte somit die Vorgaben meiner Eltern erfüllt... |
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Nun waren nach damals üblichem Lebensablaufplan folgende Schritte angesagt:
Die meisten der Jungs aus meinem damaligen Umfeld (Schule, Lehre, Freundeskreis, Band) versuchten, diesen Erwartungen zu entsprechen und dem ihnen vorgegebenen Weg zu folgen - ein Abweichen wäre ja gegen die Norm und das familiäre Um(n)feld und damit quasi ein Angriff auf das Establishment gewesen, Diskussionen wurden nicht akzeptiert. Viele
zogen
ihr Leben zumindest bis Pt. 4 durch (Heirat und zusammenziehen, bei
einigen kam das Kind schon vor einer Hochzeit, geheiratet werden musste
dann auf jeden Fall, ob man wollte oder nicht), manche freuten sich auch
über Pt.5, hingen evtl. eine Zeit lang
bei Punkt 6 (Soll das jetzt etwa schon alles gewesen sein?) oder
übersprangen die 6 und
vollenden diese ihre "Karriere" mit Pt.
7 und sortierten sich neu ein - letztendlich kam kaum einer "unversehrt"
durch.
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PRIVATE SITUATION 68 |
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Ich meide fortan das Podium - was ja für mehr als 1 Jahr mein Zuhause geworden ist - sehe meine Freunde nicht mehr, ziehe mich total zurück. Für kurze Zeit quartiere ich mich wieder in mein altes Jugendzimmer bei meinen Eltern ein, merke aber schnell, dass dieser Zustand keine Dauerlösung sein kann. | |||||
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Auch hier in der Heimat werden Discjockeys gesucht und gebraucht, und so arbeite ich in verschieden Diskotheken (Kaleidoskop, Pferdestall, Black Horse), lege Platten auf und unterhalte das Publikum mit Witzen, Sprüchen und Spielen, hab frei Trinken & Essen und verdiene mir DMchen. inige der alten Kumpels von früher kontaktieren mich dann wieder, wir treffen uns tagsüber - ich arbeite ja des nachts - hören Musik, rauchen und quatschen über Gott und die Welt. Uns bewegt in jenen Tagen so Einiges: das Leben um uns herum gerät ordentlich in Bewegung. Auf der einen - der großen Seite - die "Bürgerlichen", eben die, die das Sagen haben, vollkommen fokussiert auf den Wiederaufbau, mitgerissen vom Wirtschaftswundertraum, doch noch behaftet mit dem Muff der Kriegs- und Nachkriegszeit. Auf der anderen Seite die "Revoluzzer", die APO, die politischen Außenseiter, die aktiven Studentenverbände, die das herrschende System in Frage stellen. Und mittendrin irgendwo dazwischen: die mehr oder weniger Unpolitischen, die ihr eigenes Ding machen, die sich ohne Revolution selbst verwirklichen, die sich eine eigene Freiheit, eigene Freiräume friedlich (er)schaffen wollen. Bezeichnend für uns und unsere Situation in der damaligen Zeit ist dieses Foto: ein Farbklecks in grauer Landschaft - so fühlen wir uns auch...
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Wir wollen - zunächst mal für uns selber - Farbe in unser Leben bringen, inspiriert durch das, was wir im Fernsehen sehen, was wir in der sogenannten "Underground"-Presse lesen und was durch die Musik zu uns schallt: Flower Power. Wir hören Musik von Jefferson Airplane, Grateful Dead, Big Brother & the Holding Company, Frank Zappa, Quicksilver Messenger, Country Joe & the Fish etc... | |||||
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WERDEGANG
PRIVATE SITUATION 1968
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- das war schon eine verdammt
schöne, wilde, tolle, affengeile, erlebnisreiche, emotionsvolle, überschwängliche Zeit:
jeder, der aktiv dabei war, der diese Zeit mit gelebt und erlebt hat - egal in welcher
Funktion - wird sie niemals vergessen. In vielen Gesprächen, in
Briefen und emails höre und lese ich von später Geborenen: wie gerne wären wir damals
dabei gewesen und hätten das live miterlebt... Da hatte ich wohl die Gnade der
frühen Geburt. Damit verbunden sind Namen wie Rudi Dutschke, Benno Ohnesorg, Fritz Teufel, Axel Springer, FJS und Willi Brand, Bader und Meinhof, Ho Chi Ming, Mao und Bewegungen wie Uni-Proteste, Demos, Internationale Songtage in Essen 68, Vietnam-Krieg, Hippies, Kommunen, antiautoritäre Erziehung, Emanzipation: das Auflehnen gegen bestehende Institutionen, Strukturen und Verhaltensformen. In Erinnerung sind mir noch seinerzeit gerne ge- und benutzte Sprüche wie Trau keinem über 30 Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren • Wer 2x mit der Gleichen pennt, gehört schon zum Establishment Revolution ist machbar, Herr Nachbar Haut dem Springer auf die Finger Auf deutschem Boden darf nie mehr ein Joint ausgehen... Und mittendrin: WIR:
Forscher, Astronauten, Piraten, Weltenbummler in unerforschtem, fast
jungfräulichem Umfeld. Alles war neu und aufregend, Freiräume wollten
gesucht und ausgefüllt werden - und das haben wir angepackt und
durchgezogen. Die Freiheit
des Handelns war uns damals glücklicherweise durch
eine demokratische Gesellschaftsordnung möglich: der Mensch ist frei, wenn er eine Wahl treffen kann.
Wir nutzen dies, wir waren jung und hatten nichts zu verlieren. Mit einem gefüllten Rucksack auf dem
Rücken wäre unser Weg schwerlich zu gehen gewesen. |
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WERDEGANG
PRIVATE SITUATION 1968
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ie Wege des Herrn
sind unergründlich und manchmal wirklich nicht nachvollziehbar: quasi im
"summer of love", mitten in einer Zeit des Aufbruchs, in der sich ein
junger Mann seinen
Platz sucht, lässt er zu, dass ich den Dienst
für das Volk anzutreten habe. Dreimal hatte meine Cola-Therapie wunderbar
angeschlagen: ich werde wegen zu hohen Blutdrucks jedes Mal zurückgestellt. Als ich diese großen Mengen Cola nicht mehr sehen, geschweige denn trinken
kann und will, andererseits versäumt habe, den Wehrdienst zu verweigern, werde ich prompt vergattert und
zur Ausbildung an der Waffe in das Heer der Bundeswehr eingezogen. Fortan kämpfe ich nicht nur gegen die Russen,
sondern auch fortwährend um
meinen Bart, muss aus diesem Grund immer wieder in die Gaskammer für Dichtheitstest meiner
Gasmaske (die natürlich mit Bart nicht ganz dicht abschließt - was mich
immer wieder bitterlich zum Weinen
bringt, was dann wiederum die Ausbilder sehr freut - aber ich gebe nicht
nach), werde getrietzt, bekomme den
Wochenendurlaub gestrichen und muss Sonderwachen schieben... Ein wahres Pfund für eine Karriere bei der Bundeswehr ist meine Lunge (groß geworden durch die Blasmusik) sowie meine skiffleerprobte wunderbare Stimme: ich brülle beim Stubenappell (als Stubenältester bin ich per Gesetz dazu verpflichtet) so laut meine Meldung, dass die ganze Kaserne stramm steht. Des weiteren kommt mir meine Körpergröße (oder -kleine) zugute: mit 164 cm bin ich sowohl in der Gruppe, im Zug als auch in der Kompanie der Kleinste, somit überall der Letzte (nicht das...) und darf daher dann "Lied durch" brüllen, wenn "Gesang" angesagt ist (die gedient haben, wissen Bescheid). Es dauert nicht lange, und jeder in der Kaserne kennt mich und meine Stimme - sogar der Kommandeur... iese Ausbildungsphase endet nach einem ½ Jahr Eingewöhnungs- und Anpassungszeit sowie Ausbildung zum Richtfunker, und ich werde aufgrund meiner hervorragenden kämpferischen Qualitäten und herausragender stimmlicher Veranlagung in die Kaserne Essen-Kray versetzt. Zunächst wird mir ein neues Outfit verpasst - die Truppe kleidet mich neu ein - und alle diese schönen Sachen sind (ich gebe hiermit zu: nicht ganz gegen meinen Willen) irgendwie reichlich zu groß (bzw. ich bin zu klein): der Helm sitzt über den Augen, die Jackenärmel sind ca. 10 cm zu lang bzw. meine Arme zu kurz, der Mantel erreicht Zeltdimensionen und schleift über den Boden, und mein Beinkleid (das wg. des langen Mantels leider nicht so richtig zu Geltung kommt) wird im Schneiderhandwerk "Korkenzieherhose Marke Volkschullehrer" genannt. Als ich derart ausstaffiert zum ersten Mal Torwache schieben darf und in Ausübung meiner Pflicht heldenhaft den Kommandanten kontrolliere, ist dieser so erfreut ob meines Outfits, dass er mich stehenden Fußes zum UvD (Wachhabenden) schickt - und dieser mich flugs vom aktiven Wachdienst abzieht (der murmelt dabei etwas von Schädigung des Ansehens der Bundeswehr in der Öffentlichkeit?). Effekt: ich werde dort nie wieder eingesetzt.
ach entsprechend lancierten Nachrichten wird auch bei höheren Dienstgraden bekannt, dass in ihrer Kaserne ein Musiker, also ein echter Künstler, einen ganz normalen Dienst tun muss. Mir war von Anfang an klar, dass ich in der Hierarchieebene der BW eigentlich total anders eingesetzt gehöre, und jetzt werde ich endlich - auch dank meiner Bekanntschaft mit den Elite-Schwimmern von Essen 06, die gute Jobs in der Waffenkammer, in der Schreibstube etc. inne haben - mit der Maßgabe, meinen mittlerweile auf Schnauzbart geschrumpften Bart auf das wirklich "Notwendigste" zu kürzen, als Ordonanz ins Kasino versetzt, wo ich fortan unter Einsatz aller meiner damals schon vorhandenen handwerklichen und intellektuellen Fähigkeiten Kaffee koche, Billard spiele, Küchenschaben unter den Kartoffeln verstecke, selbstgebratene Spiegeleier serviere und nach Feierabend mit meinem Oberfeld im „Goldenen Anker“ in Duisburg versacke. Ein weiterer positiver Effekt der Versetzung: ich bin ganz nahe der Heimat und kann aufgrund des Schichtdienstes wieder als Disc-Jockey arbeiten. Dies übe ich im Bistro "La Lumiere" am Beginn der Rellinghauser Straße im Schatten der alten Stern-Brauerei aus, wo sich tagsüber die Luden ihren Asbach-Cola flaschenweise reinziehen und abends die Jugendlichen auf den beiden Etagen zu den neuesten Hits, die der Disc Jockey auflegt, ausgelassen tanzen. Damit bin ich zurück in der Szene, habe ein warmes Zimmer inkl. freie Kost & Logie, bekomme einen zugegeben kargen Sold, kann mir aber nebenher mit dem DJ-Job so einiges dazu verdienen - es geht mir finanziell richtig gut. Ich leiste mir den Luxus eines fahrbaren Untersatzes, um schnell hin und her flitzen zu können: einen Glas 1304 CL (siehe Bild rechts - kennt heute niemand mehr). Der ersetzt mein erstes eigenes Auto: einen geilen kleinen feinen, leider verunfallten Fiat 500 (tiefer gelegt, breiter hergerichtet: sah fast aus wie ein Arbath). Nachdem auch dieses Fahrzeug seinen Dienst quittiert, fahre ich vorerst nur noch 2rädrig: als erstes ein affengeiles holländisches Bromfiets, das mir aber nach einigen Monaten geklaut wird. Darauf folgt ein top frisiertes Moped der Marke Zündapp, welches ein ähnliches Schicksal ereilt wie das vorgenannte. Das reicht mir endgültig: ich bewege mich fortan nur noch per pedes, bis wir uns irgendwann endlich zusammen den ersten "W&W-Dienstwagen" leisten können. ch habe für mich das Beste aus diesen 1 ½ Jahren BW-Zeit herausgeholt und werde 1969 nicht unehrenhaft als Stabsdienstsoldat entlassen - habe es nicht mal bis zum Gefreiten geschafft - und bin tatsächlich auch noch irgendwie stolz darauf. Das alles war ja zum Glück nur "Krieg spielen" gewesen und kein Ernstfall: den haben wir später auf unsere Art & Weise besungen in dem Lied: "Leis ertönt das Abendglöckchen":
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IEST - INTERNATIONALE ESSENER SONGTAGE 1968 |
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n den Medien wird ordentlich Wirbel erzeugt, und ich als neugieriger wissbegieriger junger Wassermann setze daher alles daran, an diesem Wochenende „Heimaturlaub“ zu bekommen. Mit einer Rekruten-Fahrgemeinschaft komme ich tatsächlich pünktlich freitags abends in Mülheim bei meinen Eltern an, und am Samstagmorgen fahre ich mit der Straßenbahn in Richtung Essen. Alles ist ganz normal in der Bahn "Linie 18", bis an der Haltestelle Hobeisenbrücke ein ganzer Schwung „Unbürgerlicher“ den Waggon stürmt: sie kommen vom Jugendzentrum Essen, wo eine „Außenstelle“ der Songtage für die Kabarettisten eingerichtet ist. Beim Umsteigen am Essener Hauptbahnhof zur Grugahalle geht es dann schon richtig ab: Jungs und Mädels im Parka, mit Schlaf- und Rucksäcken, es wird geraucht und erzählt und gesungen und gelacht, ein Sprachgewirr ohnegleichen. Mir schießt es in den Kopf: hoffentlich merkt hier keiner, dass ich deutscher Soldat bin: die steinigen mich - oder bieten mir einen Joint an - doch alles ist und bleibt friedlich, es gibt keinerlei Aggressionen, keine Probleme: eine harmonische Grundstimmung liegt über allem und in allen. |
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Beim Anblick der Grugahalle überrollt es mich dann endgültig: junge Menschen soweit das Auge reichte, bunt, fröhlich, offen und locker - wobei auch revolutionäre Töne nicht zu überhören sind. Fernsehstationen haben ihre Aufnahmewagen aufgebaut, der Rundfunk ist natürlich auch am Start und Fotografen sind vor Ort: Motive sind ja zu Genüge vorhanden. | |||||
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Ich habe 1965 die Rolling Stones in dieser Halle erlebt, aber das hier kommt mir schon allein von den Menschen her ein paar Nummern größer vor – und irgendwie total anders. Ich sehe vereinzelte Polizisten, die sich aber mehr im Hintergrund halten - nicht, dass ich mich unwohl gefühlt hätte, aber es sind so viele (teils fremde) Eindrücke, ein anderes, unbekanntes Flair, eine noch nicht erlebte Aura: ich schwimme einfach mit, lasse mich treiben, hin und her gerissen von den Aktionen, die überall und ununterbrochen abgehen. | |||||
it großen Augen, mit meiner Bundeswehr-Fastglatze (aber immerhin noch mit einem dicken Schnauzbart) und mit offenem Herzen sauge ich das alles in mich hinein. Es ist ein Bombardement für Auge, Hirn und Herz - Musik überall - eine donnernde Achterbahnfahrt durch unbekanntes Terrain – ein Vergessen aller Konventionen – ein Happening für alle Sinne – ein Rausch unbekannten Ausmaßes. Auf mehreren Bühnen Musik, Lightshows tauchen die Halle in psychodelisches Licht, es riecht nach Shit und Gras, es ist rappelvoll in der Halle und vor der Halle und im Foyer unten, und alles wartet auf Zappa und die Mothers. | |||||
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Im Foyer
sieht es aus wie auf einer Messeveranstaltung
für Hippies und Undergroundler mit einem Riesenangebot an Dingen, wie
ich sie in dieser Art und Masse noch nicht gesehen habe: Stände mit
Postern, T-Shirts,
Stirnbänder, Zeitschriften, Bücher,
Platten, Wasserpfeifen und Chillums, Ketten und Schmuck... lleine bin ich hin, alleine auch irgendwann nachts die 10 km nach Hause gelaufen – und fühle mich nicht allein. Von 0 auf 100 an einem Tage, das hat rein gehauen, das sitzt. Und verbunden damit die tief greifende Erkenntnis, die sich in dieser Nacht festsetzt: ich bin einer von ganz vielen. Wie sicherlich viele andere, die ich an diesem Tag gesehen und gehört habe, fühle ich: zusammen können wir eine Macht sein, wenn ein jeder sein Ding durchzieht, sich verwirklicht, seinen eigenen Weg sucht und findet - als Teil einer neuen Generation. Es ist der Weckruf: ich habe die Möglichkeit, mich mit meinen Fähigkeiten, mit meiner Kreativität - und mit anderen - zu verwirklichen. Und auch das wird mir klar: dafür muss ich aktiv werden, ich muss mein Leben selbst in die Hand nehmen: nur zuschauen, genießen und alles toll finden wird mich nicht weiter bringen. Ich habe später einen Text geschrieben, der genau dieses Gefühl beschreibt und eigentlich seit den Songtagen in mir nachhallt: "... und ich erkenne mich, und ich erkenne meinen Sinn: ich komm, ich geh, ich war und ich bin".
Nur: bevor ich diesen Weg beschreiten und das Gesehene und Erlebte mit Leben erfüllen kann, muss ich zunächst diesen Wehrdienst zu Ende bringen.
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WERDEGANG
PRIVATE SITUATION 1968
UNSERE WELT 68 |
68er nach Noten -
Kapitel 2: 1968
© 2019 neu zusammengestellt by Walter Westrupp
letztmalig bearbeitet im Jänner 2022