Witthüser Westrupp - Die Jesuspilz-Oper: Konzept-Produktion-Uraufführung & Diskussionen |
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Die göttliche Geschichte der W&W - Oper |
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Es
begab sich einst zur Frühjahrszeit Er
hebt es auf, probiert ein Stück Nun
zieht er durch weites Land Witthüser & Westrupp -
"Erleuchtung und Berufung"
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KONZEPTE
PROBEN
IM
STUDIO
WELTURAUFFÜHRUNG
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DIE IDEE ft sind wir gefragt worden: "wie um Himmels Willen und wann ist Euch denn dieser wahnwitzige Gedanke gekommen, für einen Liederzyklus die Bibel als Vorlage für ein Programm aus dem Bücherregal zu holen?" Da muss ich erst einmal etwas weiter ausholen und beginne mit Sergius Golowin, unserem Schweizer Guru. Bei einigen langen intensiven gemeinsamen Nachtsitzungen mit ihm „bei Kerzenschimmer und Kräuterwein“ beginnt ein Gedankenaustausch, zunächst ausgehend von eigenen Erfahrungen mit hintergründigen, doppel- und/oder mehrdeutigen Geschichten, bei Paracelsus, Gelpke, indischen Märchen, Carlos Castaneda... - und letztendlich landen wir bei den Horror-Geschichten der Gebrüder Grimm (das hatten vor uns ja auch schon die Adams aus der gleichnamigen Familiensaga festgestellt - die Kinder durften wegen dieser schrecklichen Geschichten von Hexen, wilden Tieren usw. die Schule nicht mehr besuchen). „Warum“ fragt uns Sergius „gibt es im Märchen ein Rotkäppchen? Jeder weiß, was damit gemeint ist“ „Warum zieht es Hänsel und Gretel zur „Hexe“?“ Wir pflücken die Märchen auseinander. „Warum erscheinen zu Weihnachten die Engel in den Häusern?“. Weil der gemeinhin als Tannenbaum bezeichnete Nadelbaum, wenn er denn eine Eibe ist, entsprechende Ausdünstungen hat, welche dem Einatmer die Engel erscheinen lässt. Und das muss auch nicht unbedingt zu Weihnachten sein, es kann sogar mitten im Sommer beim Rasenmähen passieren, wenn genug Eiben in der Nähe rumstehen. „Warum“ führt er weiter aus „hatte Schiller immer einen Stechapfel in seiner Schreibtisch-Schublade?“ Einfach weil ihm mit diesem Hilfsmittel viel Gutes einfiel, wie auch Jahrhunderte später noch feststellbar ist. Ach ja: „Und was für ein Apfel hing bei Adam und Eva damals am Paradiesbaum?“ „Welcher Pfeifentabak wird angezündet, wenn ein Märchen erzählt wurde?“ „Was rauchen denn eigentlich die Indianer?“ Und so geht das immer weiter und weiter, wir sprechen über Kräuterer, Heiler, Seher - und Sergius hat immer noch einen drauf zu setzen. Wir reden nächtelang, ohne irgendwelche Gedanken, solche Dinge vielleicht irgendwann in unserer eigenen Musik zu verarbeiten. (Oder plante da jemand im Hintergrund etwas von langer Hand). Ganz zufällig (?) springt uns dann irgendwie irgendwo irgendwann ein Buch aus dem fernen Engeland in die Hände: John M. Allegros Buch „Der Geheimkult des heiligen Pilzes“, in dem der Autor anhand neuer Funde in Mesopotamien und eigenen intensiven Forschungsarbeiten zu dem Schluss kommt, dass die Geschichten der Bibel auch aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden können - und damit einen neuen mystischen Sinn ergeben. Wir können diesem Gedanken folgen, haben selbst ja schon ähnliches erlebt auf unseren "Reisen", ist uns Bestätigung bei unserer Suche nach dem spirituellen Verhältnis zur Welt und zu uns selbst. (wau - das klingt ja fast wissenschaftlich und anthroposophisch, dabei sind wir nur zwei Neugierige, die solche Ansichten aufsaugen). All diese Geschichten, die Gespräche, das angelesene Wissen haben wir wohl doch verinnerlicht und warten eigentlich nur noch auf einen Kick, den Klick, den Funken, die zündende Idee, den Anstoß, um all das in ein neues Projekt einzubringen. |
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DIE IDEE
PROBEN
IM
STUDIO
WELTURAUFFÜHRUNG
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KONZEPTE
Bernd Witthüser: |
ieser auslösende Funke trifft uns, als die aus Amerika herüber schwappende Welle der Jesus-People-Bewegung auch Deutschland erfasst: da wird uns (mal wieder plötzlich) ganz klar, wie wir dieses unser spirituelles metaphysisches Wissen und Bewusstsein einsetzen können, ja müssen: eine zeitgemäße, ballastfreie, erfrischende freakverständliche ehrliche und offene musikalische und textliche Neuschöpfung des größten Bestsellers der Welt zu schreiben - und zwar in deutscher Sprache. Einmal in Fahrt, spinnen wir weiter, setzen wir noch einen drauf mit der wahnwitzigen Idee, dieses Werk als bunte Bühnenshow herauszubringen – mit befreundeten Musikern als Begleitband, mit 12 Engeln als Backroundchor – alle Mädel im Nachthemd - Bernhard (allein wegen seines unauffälligen Äußeren) als Jesus und ich als ungläubiger Thomas und Sergius als Gottvater in himmlischer Kulisse. |
DIE IDEE
KONZEPTE
IM STUDIO
WELTURAUFFÜHRUNG
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PROBEN
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ir
ziehen uns zurück in die Einsamkeit der Musikakademie Remscheid. Das geschieht natürlich nicht ganz freiwillig, sondern auf "Weisung" von fast ganz oben (sprich RUK), der genau weiß, dass wir faule Säcke sind und uns in unserer gewohnten Umgebung in Essen nur zu gerne ablenken lassen. Mit der Musik haben wir keinerlei Probleme - dafür spielen wir zu oft zusammen - es sind die Texte, die uns nicht so leicht aus dem Füller laufen wollen. In Remscheid ist der Hund begraben, wir haben die gesamte Akademie zu unserer Verfügung (sind wohl Semesterferien) - vor allem den Musikraum mit dem gesamten Orffschen Instrumentarium sowie den großen Saal mit seiner riesigen Fensterfront zum Wald hin. In unseren Klosterzellen können wir ansonsten gar nichts anderes als Texte schreiben - das wollen wir auch so schnell wie möglich hinter uns bringen. Zunächst klappt aber überhaupt nichts außer der Eingangstür: uns fällt nix ein, uns fällt nix auf, uns hellt nix auf. |
Irgendwann und -wie tröpfelt dann auch endlich und buchstäblich unsere "Kleinversion" des Jesus-Pilzes aus Füllern und Stiften: von der Schöpfungsgeschichte „Am Anfang war nichts als Brösel“ über die Verteilung und Verbreitung der „verschlüsselten Botschaft“ bis hin zur spanischen Variante einer „erfolgreichen“ Apokalypse erarbeiten wir einen nachvollziehbaren logischen Bogen dieser Geschichte von Anfang bis Ende. Wir sind mit diesem unserem Brösel-Zyklus sehr zufrieden, von der Zusammenstellung und Abfolge der Kompositionen sowie der vorgesehenen Instrumentierung überzeugt, auch musikalisch haben wir einen dem Thema angemessenen folkloristisch-volksnah zu nennenden Sound gefunden - das Ergebnis ist unserer Meinung nach absolut vorzeigbar und hörenswert. Und tatsächlich: die Plattenfirma findet es gar bombastisch, Sergius sieht die Botschaft wunderbar verpackt und genießbar ("viele haben gesehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen - und viele haben gewünscht zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört") – nur in den Clubs und den Kleinkunstbühnen, wo wir auftreten, um einige Stücke aus diesem neuen Opus zu testen, kommt unsere Botschaft nicht so richtig rüber. Vampire, Tote, Nonnen: O.K., Trips & Träume: auch gut, aber von Saulussen zu Paulussen: kommt nicht gut rüber. Da müssen wir uns etwas einfallen lassen... |
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DIE IDEE
KONZEPTE
PROBEN
WELTURAUFFÜHRUNG |
DIE IDEE
KONZEPTE
PROBEN
IM STUDIO
DISKUSSIONEN
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WELTURAUFFÜHRUNG etzt müssen – auf Grund unserer schlechten Konzert-Erfahrungen mit unserem Brösel-Zyklus - unbedingt und schnell adäquatere Auftrittsorte her als die bisherigen Kabarettbühnen und Folkclubs. Frage: „Wo ist so ein himmlisches Thema am besten aufgehoben, wo kann so etwas überhaupt aufgeführt werden?“. Großes Schweigen erfüllt den Raum. Dann eine Stimme (leise, fragend, fast ängstlich): "Vielleicht in einer Kirche? Die stehen doch sowieso meist leer - und haben zudem eine geile Akustik!" Überrascht stelle ich fest, dass mir das so rausgerutscht ist. Verschämt, ja fast entschuldigend schaue ich in die Runde, die Anwesenden schauen mich ungläubig an - und dann bricht es aus allen heraus: YEAAH was für ein Vorschlag. |
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WAAAUUU: Das ist mal wieder so eine Idee mit Donnerhall. In Kaisers Kopf überschlagen sich die Gedanken, unverzüglich lässt er seine Promotion-Maschinerie anlaufen: er verbreitet in Zeitungen und Magazinen flugs diesen unseren sehnlichen tief verwurzelten Wunsch: | |
W&W kann
Kirchen füllen mit einer Botschaft, die auch Jugendliche akzeptieren
und verstehen: "Eure Kirchen werden voller Menschenkindern sein, die eigentlich mit der Kirche nichts mehr am Hut haben". Und siehe da, wir glauben es kaum, kommen prompt die ersten Anfragen und dann mehr und immer mehr: wir planen eine Kirchentour durch ganz Deutschland und wollen diese Tournee mit einem Paukenschlag beginnen. Kaiser fragt nach in der Apostelkirche zu Essen: in dieser Kirche sind wir beide konfirmiert worden, und an diesem Ort soll der Startschuss erfolgen. Das Presbyterium tagt, und nach Kampfabstimmung kommt tatsächlich weißer Rauch aus dem Kamin. JA: hier wird die Welt-Uraufführung stattfinden. |
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Das off. Poster zur Welturaufführung der 1. deutschen Jesus-Oper |
20 Fernsehteams, eine Unmenge von Radio- und Zeitungsleuten belagern die ersten Bank-Reihen der restlos überfüllten Kathedrale. In Zeitungen wird von bis zu 1000 Gläubigen (?!) gesprochen - dabei fasst die Kirche max. 400 - da hatte wohl der Brösel bei manchen schon gewirkt. Es wird ein tolles Konzert (Bernhard singt verdammt belegt und ich habe bis zum Schluss einen bis dato nie vernommenen Natur-Tremolo in Stimme und Händen wie sonst nie wieder erlebt), aber alles geht gut und wir haben Standing Ovations mit Pfiffen und Buh-Rufen (aber viel weniger, als wir zu hoffen gewagt haben). Die „echten“ Jesus-People sind schon vor Ende unserer Verkündigung von Dannen gezogen, was aber niemanden im weiten Rund weiter tangiert - und so verpassen sie diese wunderbare Aufführung: |
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Bewegte Bilder von der Welturaufführung der Jesuspilz-Oper |
DIE IDEE
KONZEPTE
PROBEN
IM
STUDIO WELTURAUFFÜHRUNG DER BRÖSEL WIRKT |
DISKUSSIONEN |
Vor
Erscheinen der Platte spielen wir Ausschnitte des
Jesuspilz-Programms bei einer Life-Veranstaltung in
Böblingen, die vom SWF3 aufgenommen werden. Nach der
Ausstrahlung ist die Resonanz so groß, dass 2 dieser Stücke
die SWF3-Hitparade über Wochen anführen. Als dann die LP
herauskommt, sind wir mit weiteren Titeln drin – und damit
werden wir Stammgast bei SWF3-Sendungen, sowohl im Radio als
auch beim Fernsehen. Der Erfolg dieses Projektes überrascht
uns total...
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DIE IDEE
KONZEPTE
PROBEN
IM
STUDIO WELTURAUFFÜHRUNG DISKUSSIONEN |
DER BRÖSEL
WIRKT
ir tauchen in unzähligen Fernseh- und Radiosendungen auf, haben Riesenartikel in den Zeitungen: nicht nur Positives: • verblueste Choralklänge im Country-Stil • Rock´n Roll im Softlook • schön anzuhören • Spaßvögel der Pop-Szene haben die Bibel entdeckt • Die fröhliche Oper vom Glückspilz Jesus • freche Texte für fröhliche Götter • Religion bereitet Spaß • die Jesus-Rakete • Die Weltschöpfung als Pop-Effekt, sondern natürlich auch Verrisse: • hier wird eine Botschaft missbraucht • mit Evangeliumsmusik ins Weihnachtsgeschäft • ist das eine neue Biermarke? • wieder eine neue Masche von W&W • ihr schwimmt doch nur auf der Jesus-Welle mit • Bernd Superstar, der Jesus Troubadour [Begriff von Jürgen Hainke, unserem Fan aus der Essener NRZ-Lokalredaktion] • der Jesuspilz schmeckte fade • Nichts als Brösel! |
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Interviews und Statements - vor und nach dem Auftritt |
nser Produzent erklärt uns immer wieder: Jungs, nehmt euch Kritiken ja nicht zu Herzen: Hautsache, die Medien berichten von euch und eurer Musik: tut manchmal weh, da müssen ihr eben durch. Und es wird gesendet und geschrieben, der Kirchen für unsere Tour werden immer mehr und sorgen vielerorts schon im Vorfeld eines Auftritts für Furore und Aufregung. Die Androhung unseres Kommens provoziert ungewöhnliche Demonstrationen und Protestaktionen von Kirchenmitgliedern vor ihren Kirchen, Gemeindeglieder beten während unserer Konzerte vor dem Altar, um zu dokumentieren, dass nur der Gemeinde die Kirche gehört und nicht den zwei "Pilz-Gammlern“. Zwei Kapläne verlassen unser Konzert in Mensum und sprechen von „Pilzvergiftung“(?). Kritik an der Veranstaltung, Drohungen (nicht in unserer Kirche, sonst...) und Proteste. Klarstellungen, Gegendarstellungen und Widerrufe werden in Leserbriefen öffentlich über die örtlichen Zeitungen ausgetragen und abgedruckt. Kirchenaustritte werden angekündigt für den Fall unseres Auftrittes - und auch vollzogen: wir bringen mit unserer Oper so manche Gemeinde in Schwingungen – so oder/und so. Denn auch die Kirchen selbst wackeln: die sind nicht nur voll – die platzen teilweise aus allen Nähten. Schon Stunden vor Einlass sitzen Dutzende von Freaks vor den Kirchenportalen, bewaffnet mit Schlafsack, Joint und Rotwein und warten auf Einlass. Die Pfarrer, Pastöre und Kapläne sind happy: endlich mal wieder die Bude voll mit jungen Menschen – „Ja ist denn schon Weihnachten?“. Ökumenisch sind wir auch: wir spielen sowohl als auch. Und - die Geistlichen sind teilweise auch nicht ohne: laden uns ins Pfarrhaus ein zum Essen (nur vom Feinsten), haben ein wirklich gutes Tröpfchen für uns (keinen Messwein), zeigen uns Bilder von Altären, wo Jesus & Co. inmitten von „Gräsern“ herumturnen, bei deren Anblick jeder „Kräuter“-Kundler vor Freude aufjuchzt, finden unseren neuen Weg der Verkündung großartig, weil auf diese Weise die Jugend an die Botschaft gebracht wird.
Und auch Fans
formulieren ihre Gedanken über die Botschaft, beispielsweise: ast
100 Auftritte in Kirchen bewältigen wir innerhalb eines Jahres und sind
damit ein Begriff und eine feste Größe im Showbizz –
nicht ohne Konsequenzen für die privaten Lebensumstände von
uns Beiden: unser Umfeld kommt mit der Hype um unsere Personen nicht so
richtig klar - für sie haben wir einen Stellenwert, den wir aber gar nicht sehen - und wir selbst blicken
dann irgendwann auch nicht mehr durch. |
68er
nach Noten - Kapitel 9: Der Jesuspilz
©
2002 by Walter Westrupp -
letztmalig überarbeitet im November 2020