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Dr. Jürgen Remy, ein langjähriger Freund,
stellt diesen
Zusammenhang bei der Eröffnung einer Vernissage am 27.11.89 in seiner Laudatio
her: Walter Westrupp |
Begonnen hat das alles mit den Spielzeugautos unseres Sohnes Thomas, die in der Wohnung verstreut herumlagen und auf die man immer dann trat, wenn es am gemeinsten war: im Dunkel der Nacht mit nackten Füßen auf dem Weg zum Kühlschrank. Ich habe sie aufgehoben und in einer großen Kiste verschwinden lassen - und sie wurden nie vermisst... Im Laufe der Jahre füllt sich diese Kiste, und der Tag der Entscheidung nahte: wegwerfen oder weiterverarbeiten. Ich entschied mich für das 2.: ich fand einen Bilderrahmen 2x1m, klebte dort die Autos ein und auf, besprühte sie silber/schwarz mit Autolack und nannte das ganze "Schrottplatz". |
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Für Geburtstage,
Einladungen und ähnliche Feiern, wo man sonst ein Glas Grappa oder einen Strauß
Merci mitbringt, fertigte ich fortan mit den Autos (ich hatte ja genug) kleine Werke wie
"3x4x4" (?) oder "Autosalon" (ca. 15 Stück) in gleicher wie o.b.
Weise an und beglückte damit viele sprachlose Zeitgenossen. Teilweise nahm
ich auch ausgediente "Werkzeuge" aus der Fertigung oder anderes
"Spiel"zeug und
verarbeitete es: nichts schien unmöglich... |
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Der schon o.g.
- leider mittlerweile von uns gegangene - Dr. Jürgen
Remy, neben seiner Betätigung als Freund und Fan der WhcMP auch als Internist tätig,
trat nun eines Tages mit der Idee an mich heran, eine Austellung in seinen Praxis-Räumen
mit meinen Werken zu bestücken. Ich hatte zu dieer Zeit eigentlich nur meinen 'Schrottplatz", und der war als Erstling natürlich unverkäuflich - aber höflich wie ich bin sagte ich: "ja", und fertigte innerhalb von 3 Wochen 46 Bilder in der Wohnung. In meinem Arbeitszimmer hatte sich danach ein feiner silbrigschwarzer Nebel über alles gelegt, der Teppich hatte ein neues Muster bekommen und die ganze Wohnung roch wie eine Autolackierwerkstatt - aber ich war fertig - und meine Helga ebenso. Nach dem Ehekrach
kam dann die Ausstellung
- und war ein toller Erfolg. Ich verkaufte allein hier 15 meiner Werke, und Presse sowie Fachleute
waren überrascht von
diesen "traffiziösen Inspirationen", wie wir diese Austellung nannten. |
Liebe Gäste, Vernissage Walter / Walter F. R. Westrupp Sie haben alle
wahrscheinlich Einblick genommen in die silberfarbene Einladung und mögen
sich gewundert haben Zurück zum Namen. Walter F. R., so mag es in bürgerlichen oder kirchlichen Stammrollen stehen. M. E. sollte da stehen: Walter h.c.! Schon einmal wurde eine ganze Gruppe durch "Walter h. c." – durch diese Titelverleihung – berühmt. "h. c." gleich ehrenhalber, durch Verdienste nicht materieller Art, nein rein ideell. Also, ich finde, Walter h. c. Westrupp sieht nicht schlecht aus, denn Du, Walter, verleihst Dir, Deinem Familienname die Ehre des Walter. Irgendwie schlüssig, kann man mit leben. Nun zur Sache. "Zur Sache mit"! Du hast in Deiner Selbstdarstellung die Frage schon gestellt. "Was treibt einen Musiker dazu, in der Stille des Studios aus altem Spielzeug Bilder und Objekte zu schaffen oder zu machen?" Die Antwort gilt es zu erarbeiten. Du hast eine Antwort schon skizziert. Wir beide haben in stillen Stunden mit Helga und Thomas daran gearbeitet und verbale Slapsticks gebastelt. Du willst wahrscheinlich mehr – und daran sollten wir arbeiten, um das zu erkennen. Wer Deinen Lebensabriß in dieser Kurzfassung gelesen hat, hat gewiß über die Reichhaltigkeit schmunzeln müssen. Jochem Schumann hat Dich unlängst in der WAZ als den Tausendsassa des Kohlenpotts bezeichnet, das hat wahre Züge, das kommt der Wahrheit nahezu gleich. Vor ein paar Jahren stand über Dich einiges im Stern. Abschlußfrage: "Walter, wo bist Du?" Ich würde sagen: "Hier ist er wieder mit anderen Etiketten". Irgendwie warst du, Dein bisheriges Leben eine Art Sendung, oder Du warst immer "auf Sendung". Das, was Deine Lieder, die eigenen Texte und die Melodien brachten, waren Dinge, die Du dem Zuhörer vermitteln wolltest. Dem Leben des Alltags abgelesene Ereignisse oder Verhaltensweisen wurden portraitiert, gezeichnet in jede nur mögliche Interpretationsebene, es wurden politische und unpolitische Aussagen gemacht, der Mensch und Zuhörer angesprochen und ermahnt, sein Leben – unser Leben – zu genießen, einfach was draus zu machen, diese Erde, diese Welt zu lieben. So manch schöner Klang von Bernd Witthüser und Walter Westrupp über Baier-Westrupp bis hin zur Walter h. c. Meier Pumpe ist heute im Hintergrund zu hören. Sagen nicht all die Lieder immer wieder eine Lebensfreude aus, eine optimistische Grundeinstellung, die oft genug in der Lage ist, den Miesepeter wachzurütteln und ihm zum Lächeln zu verhelfen? Gute alte Freunde aus der Szene sind heute erschienen, um mit Dir heute den neuen Abschnitt "die Sache mit" "dem Bildermacher" zu eröffnen. Liedermacher – Bildermacher da ist es, dieser Begriff mußte her. Du m a c h s t Bilder. Wie sie entstehen, hast Du selber dargelegt. Wo kommen nun die Inspirationen her. Ja, ich glaube, Dein Machen ist wie Dichtung: Einfälle auf den Fall gebracht und umgesetzt, einfach weitergereimt. Da findet man ein Teil – eine Sache – liest es, begreift oder berührt es, dreht es und schon verwirklicht es sich. Eigentlich ist so ein Matchboxauto ja die realistische, in klein verkörperte Kinderspielwelt. Aus dieser hast Du durch Überspielen mit Deinen Ideen und Gaben Eindrücke gemacht, denen Du durch Übersprühen einen besonderen Schein gegeben hast, ein neues Erscheinungsbild. Man lese nun die Erklärungen zu den Bildern, hier stehen Entwicklungen der Denkvorgänge, die sich jeweils gereiht und geformt haben bis hin zum Ganzen – zum Opus, zum Lied, zur Aussage. Ich erlaube mir hier, an dieser Stelle zu enden und eröffne die "Traffiziösen Inspirationen". Ich wollte meine Empfindungen mitteilen, die mich bewogen haben, an Walter zu basteln und dieses Gesamtwerk, was sicher noch nicht abgeschlossen ist, der Öffentlichkeit vorzustellen. Jetzt sind Sie dran, liebe Gäste. Nehmen Sie bitte Besitz von diesem Ereignis, aber bitte abschließend noch eine Bitte: nehmen Sie uns bitte nicht ganz so ernst! Dr. Jürgen Remy |
Andorra
Autoschach |
Blitzstart |
Tauchendes U-Boot |
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Text
zur Vernissage von Was treibt einen bisher "extrovertierten" musiker dazu, in der stille seines studios aus altem spielzeug bilder und objekte zu schaffen? Wie tief muß in die psyche des menschen eingedrungen werden, um an den kern dieser entwicklung zu gelangen? Altlasten der seele - unverarbeitete traumatische kindheiterinnerungen. Nachkriegszeit - platzmangel: wohin mit den dingen, die man liebgewonnen hat? Man trennt sich irgendwann von ihnen; aber man vergißt sie nicht. Letztendlich im reifen mannesalter wird die bewältigung dieses komlexes versucht und verwirklicht. Die brilliant einfache lösung ist das vertikale stapeln von subjektiven, aufgearbeiteten erinnerungen. Tiefen einblick in sein ICH lässt der künstler durch die art der gestaltung seiner werke zu. Wir finden eine art fanatische funktionelle liebe zum objekt: flugzeuge, schiffe, autos, bahnen - grafische bewegungstudien als vertikalobjekte geben ein gefühl von ausgeprägtem, selbst im chaos noch sichbaren ordnungssinn. Evolution, momente ablaufender aktionen, ruhe in der bewegung, kraft in der ruhe drücken die bilder in aufdringlicher einfachheit aus. Im trend liegt der verzicht auf schreiende colorierung. Dezentes "ralley glanz schwarz" (ausdruck tiefer trauer) und leuchtendes "felgensilber" (hoffnungsschimmer) reicht als "farb"-palette für diese schaffensperiode voll aus: schatten der vergangenheit im outfit der stummfilmzeit. Rote
farbtupfer fallen aus dem rahmen. |
Die schwarz-silbrige Phase setzt sich auch in, auf und an anderen Objekten fort. Ob Gitarren, Ukulelen, Büsten von Künstlern und Musikern, Bilderrahmen, Regale: es wird entsprechend lackiert und letztendlich mit dem obligatorischen roten Punkt versehen. Als Beispiel dieser Periode der nebenstehende Setzkasten, der in unserem Esszimmer hängt und durch den dezenten Einsatz unbunter Farbe eine zeitlose Eleganz ausstrahlt und den vielen in ihm enthaltenen Figuren und Objekten ein wunderschönes Zuhause bietet. |
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