Die Eröffnung durch Dr. Jürgen Remy
Essen, 26.11.89

Traffiziöse Inspirationen, eine Vernissage

Liebe Gäste,

Vernissage Walter / Walter F. R. Westrupp

Sie haben alle wahrscheinlich Einblick genommen in die silberfarbene Einladung und mögen sich gewundert haben
1. über den Namen
2. über die Sachlage
oder besser gesagt: "die Sache mit", denn so fängt manche Erklärung bei Walter an: "Kennst Du doch, die Sache mit...".

Zurück zum Namen. Walter F. R., so mag es in bürgerlichen oder kirchlichen Stammrollen stehen. M. E. sollte da stehen: Walter h.c.!

Schon einmal wurde eine ganze Gruppe durch "Walter h. c." – durch diese Titelverleihung – berühmt. "h. c." gleich ehrenhalber, durch Verdienste nicht materieller Art, nein rein ideell. Also, ich finde, Walter h. c. Westrupp sieht nicht schlecht aus, denn Du, Walter, verleihst Dir, Deinem Familienname die Ehre des Walter. Irgendwie schlüssig, kann man mit leben.

Nun zur Sache. "Zur Sache mit"! Du hast in Deiner Selbstdarstellung die Frage schon gestellt. "Was treibt einen Musiker dazu, in der Stille des Studios aus altem Spielzeug Bilder und Objekte zu schaffen oder zu machen?" Die Antwort gilt es zu erarbeiten. Du hast eine Antwort schon skizziert. Wir beide haben in stillen Stunden mit Helga und Thomas daran gearbeitet und verbale Slapsticks gebastelt. Du willst wahrscheinlich mehr – und daran sollten wir arbeiten, um das zu erkennen.

Wer Deinen Lebensabriß in dieser Kurzfassung gelesen hat, hat gewiß über die Reichhaltigkeit schmunzeln müssen. Jochem Schumann hat Dich unlängst in der WAZ als d e n Tausendsassa des Kohlenpotts bezeichnet, das hat wahre Züge, das kommt der Wahrheit nahezu gleich.

Vor ein paar Jahren stand über Dich einiges im Stern. Abschlußfrage: "Walter, wo bist Du?" Ich würde sagen: "Hier ist er wieder mit anderen Etiketten".

Irgendwie warst du, Dein bisheriges Leben eine Art Sendung, oder Du warst immer "auf Sendung". Das, was Deine Lieder, die eigenen Texte und die Melodien brachten, waren Dinge, die Du dem Zuhörer vermitteln wolltest. Dem Leben des Alltags abgelesene Ereignisse oder Verhaltensweisen wurden portraitiert, gezeichnet in jede nur mögliche Interpretationsebene, es wurden politische und unpolitische Aussagen gemacht, der Mensch und Zuhörer angesprochen und ermahnt, sein Leben – unser Leben – zu genießen, einfach was draus zu machen, diese Erde, diese Welt zu lieben.

So manch schöner Klang von Bernd Witthüser und Walter Westrupp über Baier-Westrupp bis hin zur Walter h. c. Meier Pumpe ist heute im Hintergrund zu hören. Sagen nicht all die Lieder immer wieder eine Lebensfreude aus, eine optimistische Grundeinstellung, die oft genug in der Lage ist, den Miesepeter wachzurütteln und ihm zum Lächeln zu verhelfen? Gute alte Freunde aus der Szene sind heute erschienen, um mit Dir heute den neuen Abschnitt "die Sache mit" "dem Bildermacher" zu eröffnen.

Liedermacher – Bildermacher

da ist es, dieser Begriff mußte her. Du m a c h s t   Bilder. Wie sie entstehen, hast Du selber dargelegt. Wo kommen nun die Inspirationen her. Ja, ich glaube, Dein Machen ist wie Dichtung: Einfälle auf den Fall gebracht und umgesetzt, einfach weitergereimt. Da findet man ein Teil – eine Sache – liest es, begreift oder berührt es, dreht es und schon verwirklicht es sich.

Eigentlich ist so ein Matchboxauto ja die realistische, in klein verkörperte Kinderspielwelt. Aus dieser hast Du durch Überspielen mit Deinen Ideen und Gaben Eindrücke gemacht, denen Du durch Übersprühen einen besonderen Schein gegeben hast, ein neues Erscheinungsbild.

Man lese nun die Erklärungen zu den Bildern, hier stehen Entwicklungen der Denkvorgänge, die sich jeweils gereiht und geformt haben bis hin zum Ganzen – zum Opus, zum Lied, zur Aussage.

Ich erlaube mir hier, an dieser Stelle zu enden und eröffne die "Traffiziösen Inspirationen". Ich wollte meine Empfindungen mitteilen, die mich bewogen haben, an Walter zu basteln und dieses Gesamtwerk, was sicher noch nicht abgeschlossen ist, der Öffentlichkeit vorzustellen. Jetzt sind Sie dran, liebe Gäste. Nehmen Sie bitte Besitz von diesem Ereignis, aber bitte abschließend noch eine Bitte: nehmen Sie uns bitte nicht ganz so ernst!

Dr. Jürgen Remy